Reichsheim Newspaper Articles 1783-1899

Reichsheim 1865

Plans to relocate the pastoral seat to Hohenbach

Source: Neue Protestantische Blätter für das evangelische Oesterreich, 17.06.1865, p. 15.
Scan

1. Juni. Verlegung des Wohnsitzes und Erhöhung der Dotation des Pfarrers.

Die evangelische Pfarrgemeinde Reichsheim hat zu wiederholten Malen erfahren müssen, wie sehr, durch eine öftere Erledigung und anhaltende Vakanz der Pfarre, das kirchliche und sittliche Leben leiden müsse.

Der Gründe der sich so oft wiederholenden Erledigungen und der so lange anhaltenden Vakanzen sind nicht wenige und nicht unerhebliche. Zuerst ist die materielle Stellung des Pfarrers in Reichsheim bis nun eine sehr karge gewesen: es kann sein Einkommen an Geld und Naturalien nicht höher als auf 600 Gulden veranschlagt werden. Ferner macht die traurige, sandige Gegend, in welcher Reichsheim, der Wohnort des Pfarrers, liegt, die schlechte Beschaffenheit der Wege und ein sehr oft unpassierbarer Fluss, die Wysloka, den Verkehr mit der außerreichsheimschen Welt nicht selten unmöglich. Außerdem entfällt die weitaus größere Hälfte der Amtstätigkeit auf die, der Muttergemeinde an Seelenzahl überlegene, Filialgemeinde Hohenbach, welche zwei Meilen vom Amtssitz des Pfarrers entfernt ist. Die Fahrten dahin sind im Herbst, Winter und Frühling derart beschwerlich und mühevoll, dass es schwerfällt, das Amt gehörig zu versehen, ohne seine Gesundheit zu gefährden.

Diese traurige Lage unserer Gemeinde sind der Superintendentur und dem westlichen Seniorat nicht entgangen und haben beide zu wiederholten Malen Abhilfe zu schaffen gesucht. Als bestes Mittel wurde die Verlegung des Pfarramts in die Filialgemeinde Hohenbach erkannt; dieser stellten sich aber wichtige Hindernisse in den Weg. Es fehlte zunächst an Mitteln, um in Hohenbach einen Pfarrgrund anzukaufen und ein neues Pfarrhaus aufzubauen.

Die gemachten Erfahrungen aber, haben die Gemeinde Hohenbach bewogen, ihrerseits alles Mögliche zu tun, um die Verlegung des Pfarramtes in dieselbe zu bewerkstelligen und die Dotation des Pfarrers zu erhöhen. Dementsprechend hat sie in der Gemeinde-Vertretungssitzung am 14. Mai dieses Jahres einen passenden Platz zum Aufbau des Pfarrhauses angekauft und beschlossen, einen ihr gehörigen Acker von 9 Joch ihrem Pfarrer zur Nutznießung zu übergeben, ferner ihre Leistungen zu verdoppeln, so zwar das Hohenbach für sich so viel leisten wird, als bis jetzt alle drei Gemeinden Reichsheim, Padew und Hohenbach zusammen geleistet haben.

Da diese Verlegung des Pfarramts, bei der Armut der Gemeinden Reichsheim und Padew, das einzige Mittel zur Aufbesserung der Dotation des Pfarrers ist, und von der Superintendentur selbst schon angeregt und betrieben wurde, so wird von hoher Stelle gewiss kein Anstand dagegen erhoben werden. In dieser Voraussetzung hat die Gemeinde Hohenbach bereits Schritte getan, um noch in diesem Jahr das nötige Baumaterial, Ziegel und Bauholz, zu beschaffen, und im Sommer 1866 den Bau anzufangen und zu vollenden, und es ist dann wohl Hoffnung vorhanden, dass sich die Gemeinden Reichsheim, Hohenbach und Padew in Zukunft einer dauernden Seelsorge erfreuen werden, als es bislang der Fall war.

Reichsheim 1869

List of pastors of Reichsheim

Source: Halte, was du hast. Illustrirtes evangel. Volks- und Gemeindeblatt aus Oesterreich, 1869, Nr. 5, p. 58.
Scan

Reichsheim (seit 1867 nach Hohenbach verlegt). Hier wirkten folgende Pastoren:
1) M. Philipp Eberhard Kern (vgl. Ranischau) von Oktober 1784 bis Oktober 1787;
2) Christof Jakob Keller von Januar 1788 Oktober bis 1795;
3) Stefan Daniel Hubel von Februar 1796 bis 26. März 1809. Von da bis Anfang August 1816 war das Amt verlassen.
4) Anton Michael Sartoris von August 1816 bis 12. Juli 1818; hierauf zweijährige Vakanz; 5) Johann Kerk von August 1820 bis 30. September 1829;
6) Johann Christian Erthner von Oktober 1830 bis 11. Mai 1835;
7) Carl Martin Plewka von August 1836 bis November 1846; hierauf abermals Vakanz bis März 1848;
8) Friedrich Wilhelm Jakisch von März 1848 bis Juli 1856; hierauf neuerdings Vakanz bis Januar 1860;
9) Johann Tobias Klein von Januar bis September 1860; dann blieb die Gemeinde 4 Jahre lang ohne Seelsorger, bis
10) der jetzige Pfarrer Andreas Glajcar am 29. Dezember 1864 fein Amt antrat.

Reichsheim 1870

Filial church amid hardship and urgent needs

Source: Halte, was du hast. Illustrirtes evangel. Volks- und Gemeindeblatt aus Oesterreich, 03.07.1870, p. 198-199.
Scan

Reichsheim, 83 Jahre lang die Muttergemeinde, ist nun Filiale geworden. Die Tatsache, dass Reichsheim in 9 Jahren nur ein Jahr sich eines Seelsorgers erfreuen durfte, spricht laut von der geistlichen und leiblichen Not der Gemeinde. Der sogenannte Ackerboden ist loser kraftloser Sand. Eine ganze Wirtschaft nebst Gebäuden kann man für etwa 30 Gulden pachten. Sonnenhitze und stärkere Winde vernichten oft die ganze Ernte. Ein neuer Friedhof muss angelegt werden. Der jetzige liegt auf einem Sandhügel. Das Grab kann erst gegraben werden, wenn der Leichenzug am Friedhof angelangt ist, damit der lose Sand nicht zusammenrollt, bevor die Leiche in das Grab gesenkt wird. Wenn stärkere Winde die Sanddecke abheben und damit die nahen Felder überschütten, so kommt der bereits versenkte Sarg nicht selten wieder an das Tageslicht! Auch soll das hölzerne Bethaus restauriert und für eine bessere Dotierung der Schule gesorgt werden.

Reichsheim 1885

Financial issues

Source: Evangelische Kirchen-Zeitung für Österreich, 01.08.1885, p. 15.
Scan

Die armen Schulkinder und ihre Wohltäter.

Infolge der Überschwemmung des vergangenen Jahres ist die Not in Galizien an manchen Orten eine wahrhaft herzzerreißende. So z.B. in der evangelischen Gemeinde Reichsheim. Grundwirte, die sonst, wenn auch nicht im Überfluss, so doch ohne Not mit den Ihrigen lebten, sehen sich jetzt bitterem Mangel ausgesetzt – um wieviel schlimmer aber steht es mit den armen Häuslern und Einwohnern. Zu verdienen gibt es heuer nichts, weil die Grundwirte sich ohne Taglöhner behelfen müssen, wie sie können. Fabriken, Eisenwerke und dergleichen sind hier nicht vorhanden, wo sich die Armen etwas erwerben könnten.

So stieg denn, besonders seit Neujahr, die Not immer höher, und machte sich sogar in der Schule geltend.

Die Kinder der Armen kamen meist mit kamen meist mit nüchternem Magen zur Schule, so dass mit ihnen absolut nichts zu machen war. Um dem abzuhelfenschrieb der hiesige Lehrer Schröder nach verschiedenen Seiten um Geldunlerstützungen, wodurch es ihm möglich werden sollte, die Kinder, die schon durch längere Zeit seine frugalen Mahlzeiten an seinem Tische mit ihm teilten, bis zur Ernte vor Hunger zu bewahren. Und, siehe da! Die evangelische Liebe ließ das gute Werk nicht ohne Unterstützung – der Not der Kleinen ist abgeholfen. Hier ein Ausweis über die Gaben, welche bis zum 16. Juni eingelaufen sind:

Von den evangelischen Schülern zu Hohenbach 1 fl. 7 kr.; vom evangelischen Frauenverein zu Görz 11 fl.; von den evangelischen Schülern zu Triest 47 fl.; von der evangelischen Gemeinde Asch 20 fl.; vom österreichischen Hauptverein der Gustav-Adolf-Stiftung in Wien 25 fl. und von der evangelischen Gemeinde Bielitz 30 fl. zusammen 134 fl. 7 kr. – Außerdem gaben Herr Senior Zipser zu Hohenbach 0,5 Hektoliter Korn und der hiesige Mühlenbesitzer Herr Adolf Brandt 0,5 Hektoliter Mehl.

Damit ist nun der Zweck vollkommen erreicht und es ist für die Beteiligten eine angenehme Pflicht, hier allen frommen Gebern, allen Freunden der Kleinen den herzlichsten Dank auszusprechen. Möge der Herr dieses Zeichen der Liebe Allen reichlich vergelten, uns aber vor weiterer Not in Gnaden bewahren!

Reichsheim 1888

Financial issues

Source: Evangelische Kirchen-Zeitung für Österreich, 01.09.1888, p. 13-14.
Scan

Gemeindeverhältnisse.

Mit Erlass vom 3. Juni diesen Jahres Z. 8814 hat das hohe k. k. Ministerium für Kultus und Unterreicht der evangelischen Filial- und Schulgemeinde Reichsheim in Galizien die Bewilligung zur Einleitung einer allgemeinen Kirchenkollekte erteilt und ist die Veranstaltung der letzteren vom hohen k. k. evangelischen Oberkirchenrat Augsburgischer und Helvetischer Konfession mit Erlass vom 17. Juli diesen Jahres Z. 1184 in allen Gemeinden seines Sprengels ausgeschrieben worden. Um für diese kleine arme Gemeinde möglichst rege Teilnahme zu erwecken, erlaubt sich das Presbyterium derselben über die Verhältnisse dieser Gemeinde folgende nähere Mitteilungen zu machen und alle hochwürdigen evangelischen Pfarrämter in der diesseitigen Reichshälfte innigst zu bitten: bei der Verkündung der ausgeschriebenen Kollekte die bedrängte Lage dieser kleinen, armen, vielbedürftigen Gemeinde besonders hervorheben und dieselbe den teuren Glaubensgenossen zur liebevollen, möglichst nachdrücklichen Unterstützung wärmstens empfehlen zu wollen.

Die Gemeinde Reichsheim, welche durch volle 83 Jahre Muttergemeinde gewesen und seit 21 Jahren Filiale von Hohenbach ist, hat mit der Übertragung des Pfarrsitzes in den Schwerpunkt der Pfarrgemeinde unersetzlich viel verloren. Da sie von Hohenbach 19 Kilometer entfernt und durch den hier brückenlosen, oft unpassierbaren Wisloka-Fluss getrennt ist, der Seelsorger zum Gottesdienst in die Filiale alle 2-3 Wochen höchstens einmal zu kommen vermag und deshalb die geistliche Versorgung dieser Gemeinde, welche als Filiale mit der Gemeinde Padew 500, als Schulgemeinde aber über 200 Seelen zählt, eine ganz unzureichende ist, bedarf diese Gemeinde seitdem um so dringender einer ordentlichen, tüchtig geleiteten Schule.

Durch Gottes und treuer Brüder Hilfe ist für die Sicherung und Hebung unseres Schulwesens durch Erhöhung der Lehrerdotation, welche bis dahin alles in allem nur 140 Gulden betragen hatte, manches geschehen, und wäre, damit wir auf die dauernde Besetzung unserer Schulstelle durch eine entsprechende Lehrkraft mit einiger Zuversicht zu rechnen vermöchten, die weitere Vermehrung des Lehrerdotationsfonds noch recht erwünscht.

Dagegen ist es die Sorge um das endliche Zustandekommen des Schulhausneubaus, welche unsere Herzen schwer bedrückt, da unser altes, hölzernes Schulhaus vollständig morsch, baufällig, auch räumlich nicht entsprechend ist, und die behördliche Schließung deshalb bisher nur mit Mühe hat hinausgeschoben werden können.

In dieser Zwangslage hat unsere kleine, arme Gemeinde unter äußerster Anstrengung der eigenen schwachen Kräfte und mit Hilfe einiger Gaben glaubensbrüderlicher Liebe schon vor 2 Jahren das meiste Material zum Neubau beschafft, hierzu an Geld und Geldeswert in 2,5 Jahren durchschnittlich fast volle 200% der jährlichen direkten Staatssteuer beigetragen und sich der zuversichtlichen Hoffnung hingegeben, unter kräftiger glaubensbrüderlicher Handreichung den Bau nach Beistellung des Rohmaterials ohne Aufschub beginnen und in nicht langer Zeit glücklich vollführen zu können. In dieser ihrer Hoffnung hat die Gemeinde sich leider bedauerlich getäuscht.

So dringend der Schulbau ist, hat die Gemeinde denselben noch immer nicht beginnen können, ja geradezu nicht wagen dürfen, weil der Baufonds zur Kirchenreparatur und zum Schulhausbau zusammen gegenwärtig erst wenig über 300 Gulden, die bereits kontrahierte Schuld aber bereits volle 300 Gulden beträgt, während zur Durchführung des Schulhausbaus allein noch 3000 Gulden, zur entsprechenden Herstellung des Gotteshauses an 2200 Gulden erforderlich sind – eine Summe, welche unsere arme Gemeinde bei allem guten Willen selbst in vielen Jahren aufzubringen ganz außerstande ist.

Wie oben angedeutet, ist zwar die baldige glückliche Durchführung des Schulbaus gegenwärtig unsere größte, jedoch nicht die einzige Sorge, unter der wir seufzen. Dringend tut eine durchgreifende Reparatur unseres hölzernen Bethauses not, da die Fensterstöcke, Rahmen und ein großer Teil der Schindelbedachung vollständig morsch sind und erneuert werden müssen. Viel fehlt auch zu einer bescheidenen Ausschmückung unseres Gotteshauses, nämlich der Anstrich der rohen Holzdecke, ein entsprechende Altar, ein Altarbild, Kanzel und Altarbekleidung, ein größerer Abendmahlkrug, namentlich auch eine halbwegs brauchbare Orgel, da die alte trotz wiederholter Reparaturen häufig den Dienst versagt und die Andacht in übelster Weise stört. Höchst wünschenswert ist ferner die entsprechende Vermehrung des Pastorations- respektive Reisefonds, dessen Interessen kaum die Hälfte der Auslagen decken, welche dem ohnehin genug kärglich besoldeten Seelsorger durch die beschwerlichen Fahrten in die Filiale entstehen. Der Fonds beträgt erst 750 Gulden und bedarf, wenn er nur halbwegs seinem Zwecke entsprechen soll, der Verdopplung.

Endlich ist, da die Besorgung der beiden, durch den hier brückenlosen Wisloka-Fluss geteilten Gemeindehälften eine sehr schwierige und bei aller Gewissenhaftigkeit des Seelsorgers doch nur eine recht unzureichende ist, die Teilung der gegenwärtigen Pfarrgemeinde in zwei selbstständige Pfarrsysteme oder wenigstens die Errichtung eines Vikariats für die Gemeindehälfte jenseits der Wisloka eine überaus wichtige, große, nicht aus den Augen zu lassende Aufgabe, deren Dringlichkeit von unseren Kirchenbehörden wiederholt hervorgehoben wurde, deren Ausführung aber der Zukunft überlassen werden muss.

Was unsere Gemeinde zu tun vermochte , hat sie bisher gern getan. Wie schwer ihr dies geworden, erhellt deutlich daraus, dass unsere Gemeinde nur aus 29 kleinen, armen Kolonisten besteht, welche von den schmalen Erträgnissen ihrer höchstens 15 Joch großen Flugsandfelder für sich und ihre meist zahlreichen Familien kaum die allerdringendsten Lebensbedürfnisse zu bestreiten vermögen, zur Erhaltung des Kirchen- und Schulwesens jährlich regelmäßig 155% der direkten Staatssteuer beizutragen haben, durch zweimalige Überschwemmung in den Jahren 1884 und 1885, wie leider auch durch Hagelschläge in den Jahren 1885 und 1886 auf das härteste getroffen wurden. Not und bitterer Mangel an dem Notwenigsten ist infolge dieser vielfachen schweren Heimsuchungen eingekehrt in den meisten Häusern, und ist deshalb unsere Gemeinde zur Durchführung ihrer mannigfachen evangelischen Werke in den nächsten Jahren außer Hand- und Zugarbeit so viel wie nichts zu leisten imstande. Nur durch baldige, weit, weit ausgiebigere Unterstützung von auswärts kann unsere Gemeinde bewahrt werden vor der ihr drohenden schlimmsten Gefahr ohne Schule und brauchbaren Lehrer zu bleiben.

Angesichts unserer großen dringenden Aufgaben uns unserer eigenen Ohnmacht müssten wir fürwahr mutlos verzagen, wenn uns nicht aufrecht erhielte das gläubige Vertrauen auf den Herrn, de der Schwachen Trost, Schutz und Schirm ist und ja auch uns zuruft: Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Darum hören wir nicht auf, zu dem großen, treuen Helfer in der Not zu beten und wenden uns im Namen unserer vielgeprüften Gemeinde, welche ja so bitter ringt mit des Lebens Not und doch so freudig alles tut zur Bewahrung ihres teuren Glaubens, vertrauensvoll an unsere lieben, glücklicheren Glaubensgenossen mit der flehentlichen Bitte um möglichst baldige, kräftige, ausgiebige Handreichung.

Das walte Gott!