Hohenbach Newspaper Articles 1900-1919
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Hohenbach 1900
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Fifth term of Senior Zipser
Source: Evangelische Kirchen-Zeitung für Österreich, 15.12.1900, p. 11.
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Seniorswahl.
Der hiesige Pfarrer Karl Johann Zipser wurde vor Kurzem zum fünften Male zum Senior des westlichen galizischen Seniorates einstimmig wiedergewählt, ein schönes Zeichen für das Vertrauen und die Wertschätzung, welche ihm seine Gemeinden entgegenbringen. Im nächsten Jahr wird Senior Zipser sein 25-jähriges Jubiläum als Senior feiern.
Hohenbach 1901
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Postgraduation of teacher Stiasny’s son
Source: Evangelische Kirchen-Zeitung für Österreich, 15.07.1901, p. 10.
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Licentiatenwürde.
Der aus unserer Gemeinde gebürtige Lehrerssohn, Hilfsprediger Stiasny in Elberfeld, hat von der evangelisch-theologischen Fakultät in Wien die Würde eines Licentiaten der Theologie erhalten.
Hohenbach 1901
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25th anniversary of Senior Zipser
Source: Evangelische Kirchen-Zeitung für Österreich, 15.09.1901, p. 13.
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Amtsjubiläum.
Am 6. September diesen Jahres feierte unser hochgeschätzter Pfarrer und Senior Karl Johann Zipser ein seltenes Fest, das Fest seiner an diesem Tage vor 25 Jahren zum ersten Mal durch den k. k. evangelischen Oberkirchenrat vollzogenen Bestätigung als Träger des westgalizischen Senioratsamtes Augsburgischen Bekenntnisses. Obgleich dieser Gedenktag erst kurz vorher den Presbyterien in Erinnerung gebracht worden war, brachte er doch eine unerwartet große Zahl herzlich abgefasster Anerkennungs- und Glückwunschschreiben vom k. k. evangelischen Oberkirchenrat, von der galizischen Superintendentur, von den Presbyterien aller zum westgalizischen Seniorate gehörigen Gemeinden, von mehreren Schulleitungen, wie auch aus privaten Kreisen. Auch an mündlichen Gratulanten fehlte es nicht. Namentlich jene Gemeinden, in denen der gefeierte Jubilar als Pfarrer wirkt, die Muttergemeinde Hohenbach, die Filiale Reichsheim und die Schulgemeinde Padew, sandten ihre Abordnungen, um ihren verdienten Pfarrer und Senior innig zu beglückwünschen, und ihm zugleich mit Worten, wie durch wertvolle Geschenke für seine 33-jährige rastlose und aufopfernde Arbeit zum Wohle seiner Gemeinden herzlich zu danken. Durch diese neuen Beweise der Liebe und Dankbarkeit seiner kleinen, aber wackeren Gemeinden wurde der Jubilar ebenso sehr überrascht als hocherfreut: in tiefgefühlten Worten drückte er seinen wärmsten Dank aus und lud die anläßlich des Jubiläums erschienenen Gäste zu Tisch.
Während des in froher Stimmung verlaufenen, von mehreren Trinksprüchen gewürzten Festmahles wurden die wichtigsten der eingelaufenen Beglückwünschungsschreiben den Anwesenden zu Gehör gebracht, und es schieden schließlich alle mit dem Bewusstsein, ein ebenso seltenes wie schönes Fest mit
gefeiert zu haben.
Da der Jubilar in Zukunft noch manche große Aufgabe im Interesse der ihm anvertrauten Gemeinden zu lösen hat, so wünschen wir ihm von Herzen, dass er noch viele Jahre in leiblicher und geistiger Kraft zum Heile und Segen der evangelischen Kirche seines Amtes walten möge.
Hohenbach 1902
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60th birthday of Senior Zipser
Source: Evangelische Kirchen-Zeitung für Österreich, 15.08.1902, p. 10.
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60. Geburtstag.
Senior Karl Johann Zipser, der allverehrte hiesige Ortspfarrer, feierte am 30. Juli im engsten Familienkreise seinen 60. Geburtstag. Presbyterium und Gemeindevertretung erschienen persönlich, um ihre Glückwünsche darzubringen. Auch aus der Ferne trafen zahlreiche Beglückwünschungen ein. Möge der Gefeierte sich noch recht lange bei erfolgreicher und gesegneter Tätigkeit einer guten Gesundheit erfreuen zum Segen seiner Gemeinde und zur Freude der Seinen!
Hohenbach 1904
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Departure of teacher Fuchs
Source: Evangelisches Gemeindeblatt für Galizien und die Bukowina, Feb 1904, p. 7.
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Lehrer Fuchs.
Mit schwerem Herzen schied am 29. Januar diesen Jahres Herr Schulleiter Andreas Fuchs aus unserer Mitte, um seine neue Stelle als definitiver Lehrer an der öffentlichen Schule in Ober-Kurzwald bei Bielitz anzutreten. Mit noch größerem Leidwesen mussten wir den Mann von dannen ziehen sehen; wir konnten ihn leider nicht zurückhalten, weil ihm die Arbeit an der großen Kinderschar (heuer wieder 128) nachgerade zu schwer geworden war und die Gemeinde ihm eine Hilfskraft an die Seite zu geben leider nicht vermochte. Bis Schluss des laufenden Schuljahres ist bereits für eine entsprechende Vertretung Vorsorge getroffen worden.
Hohenbach 1905
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Wedding of Senior Zipser’s daughter
Source: Evangelisches Gemeindeblatt für Galizien und die Bukowina, Mar 1905, p. 8.
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Trauung.
Am 21. Februar fand in der hiesigen Kirche die Trauung des Fräuleins Mila Zipser mit dem Realitätenbesitzer in Neu-Sandez Herrn Heinrich Hans durch den Vater der Braut, unseren verehrten Seelsorger Herrn Senior Karl Zipser in feierlicher Weise statt.
Hohenbach 1905
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Election of teacher Roland
Source: Evangelisches Gemeindeblatt für Galizien und die Bukowina, Aug 1905, p. 7.
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Lehrerwahl.
Zum hiesigen Schulleiter wurde Herr Johann Roland aus Romanowka gewählt. Derselbe hat am 1. August sein Amt anzutreten. Möge die Wahl der Gemeinde zum Segen gereichen.
Hohenbach 1906
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Fire disaster
Source: Evangelisches Gemeindeblatt für Galizien und die Bukowina, Jan 1906, p. 7.
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Brandunglück.
Das Presbyterium der Gemeinde Hohenbach hat nachfolgenden Aufruf ausgehen lassen:
Ein schweres Unglück hat die evangelische Koloniengemeinde Hohenbach betroffen und drängt die Vertreter derselben kräftige Handreichung zu erbitten.
Am 27. November vorigen Jahres brach um 2 Uhr nachts in unserer Kolonie, deren Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude wegen mangelnden Raumes leider zu dicht bei einander stehen und noch zumeist aus Holz erbaut und mit Stroh gedeckt sind, von unbekannter Frevlerhand gelegt, ein Brand aus, welcher bei heftigem Sturmwind und dem anfänglichen Mangel an Hilfe, ringsum immer neue Nahrung findend, mit außerordentlicher Schnelligkeit sich ausbreitete und die ganze Ortschaft mit Verderben bedrohte.
Vor dem Äußersten hat Gott zwar gnädig uns bewahrt; den außerordentlichen Anstrengungen der Gemeindegenossen und zu Hilfe geeilten Feuerwehren aus der Umgebung gelang es dem verheerenden Elemente endlich Einhalt zu tun, wofür wir dem himmlischen Vater nicht genug zu danken vermögen. Gleichwohl ist das Unglück ein schweres und groß der Schaden. Der 9. Teil unserer freundlichen Kolonie ist zerstört, 6 Wohnhäuser mit nahezu allem Hausrat, 23 Wirtschaftsgebäude samt allen eingeheimsten Feldfrüchten und Futtervorräten sind dem grausamen Elemente zur Beute geworden; 7 Familien sind brot- und obdachlos geworden, 23 Kinder, welche wegen mangelnder Bekleidung und Beschuhung der Schule fernzubleiben gezwungen sind, rufen hungernd nach Brot und ihren armen Eltern will das Herz schier brechen, dass sie das Nötige ihnen zu reichen nun außerstande sind. Die so schwer Geprüften stehen aller Mittel bar vor den öden, dem Erdboden gleichgemachten Stätten und sind um so tiefer zu beklagen, da ihre Gebäude viel zu niedrig, die Feldfrüchte nur zum Teil, Vieh, Kleidung, Wäsche, Haus-, Ackergeräte und dergleichen aber – Gott sei es geklagt! – gar nicht versichert waren und die Bedauernswerten kurz vor Winters Anfang ohne Obdach, ohne Nahrung für sich und das unentbehrliche Nutzvieh, und ohne Mittel dastehen, preisgegeben unsagbar herber, bitterer Not. Wohl suchen die von solchem Unglück diesmal wie durch ein Wunder verschont Gebliebenen die entsetzliche Notlage ihrer schwer geprüften Gemeindegenossen nach Tunlichkeit zu lindern, jedoch sind unsere eigenen Kräfte nur allzu schwache und alle unsere Anstrengungen der Größe des Elends nicht gewachsen, da ja unsere Gemeinde einen harten Kampf ums Dasein kämpft, zu Flussregulierungszwecken in diesem und den nächsten 5 Jahren je 794 K, zur Trockenlegung der ringsum befindlichen Sümpfe aber in den nächsten beiden Jahren je 5000 K aufzubringen hat, deshalb manche dringende Aufgaben zu lösen nicht vermag und trotz aller Opferwilligkeit fehlt selbst zur Erhaltung ihres Kirchen- und Schulwesens fortwährend der Handreichung bedarf, nun umso mehr, nachdem die armen, so schwer geprüften Gemeindemitglieder längere Zeit hindurch für Kirche und Schule nichts zu leisten werden imstande sein und dies einen empfindlichen Ausfall bedeutet. Ach unsere Not ist groß und bitter, weit größer, als sie sich mit kurzen Worten darstellen lässt. Wir müssten verzagen, wenn wir unsere Hoffnung nicht setzen dürften auf den großen treuen Gott und Vater, welcher unsere Gemeinde so schwer geprüft, aber auch mit seinem Schilde gedeckt hat, und auf die liebreichen Werkzeuge seiner Gnade, welche Gutes zu tun besonders an des Glaubens Genossen als ihre herrliche Aufgabe ansehen. Darum wagen wir denn auch an Sie verehrte, teure Glaubensgenossen, die flehentliche Bitte zu richten: Erbarmen Sie sich der entsetzlichen Not unserer unglücklichen Gemeindegenossen, helfen Sie die Tränen derselben trocknen und deren bekümmerte, aber auf Gottes und teurer Gönner liebreichen Beistand zuversichtlich hoffende Herzen trösten, stärken und erheben. Das walte Gott, der den Worten unseres Flehens Kraft verleihen und Ihnen, teure Gönner, mit seinem reichsten besten Segen vergelten möge, was Sie an den Ärmsten unserer Armen in christlicher Liebe und Barmherzigkeit zu tun die Güte haben wollen!
Hohenbach 1907
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School issues
Source: Evangelisches Gemeindeblatt für Galizien und die Bukowina, Feb 1907, p. 10.
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Schule.
Die hiesige evangelische Volksschule mit Öffentlichkeitsrecht wird in diesem Schuljahre von 123 Kindern besucht. Dazu kommen noch 22 Fortbildungsschüler, sodass der hiesige Lehrer eigentlich 145 Schüler zu unterreichten hat. Diese beträchtliche Schülerzahl ist bereits seit 10 Jahren konstant die gleiche und ist nicht vorauszusehen, dass dieselbe in Zukunft abnimmt. Die Arbeitsleistung ist für einen Lehrer zu groß, sodass er seine Kraft und Gesundheit frühzeitig aufreiben muss. Dass das Lehrziel mit so großer Schülerzahl trotz eifrigster Arbeit und strengster Pflichterfüllung kaum zu erreichen ist, wird man begreiflich finden. Die Schuljugend der polnisch-katholischen Bevölkerung wird in der nur 5 Minuten von hier entfernten 4-klassigen öffentlichen Volksschule unterrichtet, so dass diese unsere Deutschen an Schulbildung bald überragen wird. Die Erweiterung unserer evangelischen Schule zu einer zweiklassigen wird seit langem angestrebt, jedoch ist noch zehnmal so viel Kapital dazu notwendig, als vorhanden ist. Da die Gemeinde zu verschiedenen Zwecken sehr große Abgaben zu leisten hat und deshalb an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angelangt ist, so kann sie, so leid es ihr tut, zu diesem von ihr ersuchten Ziele so gut wie nichts beitragen. Es wird deshalb an alle edlen Volks- und Glaubensgenossen die inständige Bitte um ausgiebige Hilfe zum Schulerweiterungsfonds gerichtet.
Hohenbach 1907
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Formation of a church choir
Source: Evangelisches Gemeindeblatt für Galizien und die Bukowina, Feb 1907, p. 10.
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Evangelischer Kirchenchor.
Am zweiten Weihnachtsfeiertage wurde hier ein evangelischer Kirchenchor gegründet. Demselben ist die der Schulpflicht entwachsene Jugend beigetreten. Der Kirchenchor hat den Zweck, an allen Sonn- und Festtagen, besonders an den letzteren, den Gottesdienst durch Vortrag mehrstimmiger Chöre zu verschönern. Unter Leitung des Lehrers J. Roland finden jeden Sonntag Übungsstunden statt.
Hohenbach 1907
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Fire
Source: Evangelisches Gemeindeblatt für Galizien und die Bukowina, Feb 1907, p. 10-11.
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Schadensfeuer.
Am 19. Januar diesen Jahres um 6 Uhr abends brach bei einem hiesigen Kolonisten ein Brand aus, der in kurzer Zeit das Wohnhaus und die Stallungen in Asche legte. Sämtliches Geflügel, zwei Schwein, sowie viele Wirtschaftsgeräte sind ebenfalls ein Raub der Flammen geworden. Dank rasch herbeigeeilter Hilfe konnte der Brand auf diese Objekte lokalisiert werden und hat Gottes Vaterschutz unsere schöne Gemeinde vor großem Unglück bewahrt.
Die von Herrn Lehrer Fuchs gegründete Feuerwehr, die sich aufgelöst hatte, ist nun wieder erstanden. In den Vorstand wurden gewählt: Lehrer Roland, Präses Alfred Saipp, Obmann und Edmund Senft, Obmannsstellvertreter. Möge der Geist der Zwietracht, der, Gott sei’s geklagt, bei unseren Deutschen leider oft so viel Schaden anrichtet, in die Reihen der wackeren Feuermänner niemals gelangen.
Hohenbach 1907
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Wedding of Senior Zipser’s other daughter
Source: Evangelisches Gemeindeblatt für Galizien und die Bukowina, Aug 1907, p. 10.
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Sonntag den 28. Juli diesen Jahres fand in der hiesigen evangelischen Kirche die Trauung des Fräuleins Nelli Zipser, Tochter unseres verehrten hochwürdigen Herrn Seniors Zipser, mit Herrn Ingenieur Hans Rudolf, k. k. Gewerbeschulprosessor in Reichenberg, einem hiesigen Kolonistensohn, statt. Es ist der sehnlichste Herzenswunsch der ganzen Gemeinde, dass Gottes reichster Segen das Brautpaar begleite, damit es in Zufriedenheit, stets Freude und Glück in allen Lebenstagen erfahre.
Hohenbach 1907
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History and statistics
Source: Deutsches Volksblatt für Galizien, 12.10.1907, p. 8.
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Geschichtliches und Statistisches.
Die evangelische deutsche Gemeinde Hohenbach, Post Czermin Bezirk Mielec (Galizien) wurde im Jahre 1783 und 1784 mit 50 deutschen Familien, welche aus der Rheinpfalz, Hessen und aus Elsass stammten, gegründet. Von den Wohngebäuden aus den Gründungsjahren steht bis auf den heutigen Tag noch eins, die anderen sind schon alle umgebaut worden; derzeit besitzt Hohenbach 64 Wohngebäude mit 401 deutschen und 6 polnischen Einwohnern. Die deutsche Schule wurde im Jahre 1784 erbaut und ist heute, obwohl sie von 145 Kindern (darunter 25 Fortbildungsschüler), von denen 142 deutsch, 2 jüdisch und 1 polnisch sind, besucht wird, bloß einklassig. Die Schule besitzt das Öffentlichkeitsrecht. Die Kirche wurde 1802 erbaut. Die Predigten und der Gottesdienst werden in deutscher Sprache abgehalten. Im Ort besteht eine gut ausgebildete freiwillige Feuerwehr und ein deutscher Gesangverein. Die Auswanderung hat Hohenbach nicht geschadet, nur 5 Familien mit zusammen 30 Familienmitgliedern sind nach Posen ausgewandert, deren Lücken wurden wieder durch Deutsche ersetzt. Viele junge kräftige Leute ziehen auch nach Amerika, von diesen kehren zwar viele mit einigen ersparten Dollars zurück, freilich hat mancher dafür seine Jugendkraft und Gesundheit eingebüßt; ein Teil bleibt jedoch drüben und geht so der Gemeinde und dem Deutschtum manch junge tüchtige Kraft verloren.
[Roland]
Hohenbach 1908
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School extension
Source: Evangelisches Gemeindeblatt für Galizien und die Bukowina, Jan 1908, p. 8.
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Am 8. Dezember 1907 fand hier eine wichtige Gemeindeversammlung statt. Angesichts des Umstandes, dass die hiesige Schule schon seit vielen Jahren von weit über 120 Schulkindern besucht wird und in Erkenntnis dessen, dass die Arbeit mit so vielen Kindern übermenschlich ist und der Lehrer trotz größter Pflichterfüllung das Lehrziel kaum erreichen kann, unser heutiges Zeitalter aber Menschen mit gediegener Schulbildung braucht, ist es ein dringendes unaufschiebbares Bedürfnis, dass die hiesige Schule zu einer 2-klassigen erweitert wird und hat die Gemeinde den einmütigen gefasst: “Mit 1. September 1908 wird die hiesige Schule erweitert und ein zweiter Lehrer angestellt. Als Gehalt für diesen provisorischen Lehrer werden 900 K jährlich festgesetzt, dazu freie Wohnung und Beheizung.” Die Gemeinde kann dieser ihrer Aufgabe aber nur dann völlig nachkommen, wenn ihr ausgiebige gütige Unterstützung lieber Glaubensbrüder und teurer Volksgenossen zu teil wird.
[Roland]
Hohenbach 1908
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School extension
Source: Deutsches Volksblatt für Galizien, 01.02.1908, p. 9.
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Am 8. Dezember 1907 fand hier eine wichtige Gemeindeversammlung statt. Angesichts des Umstandes, dass die hiesige Schule schon seit vielen Jahren von weit über 120 Schulkindern besucht wird und in Erkenntnis dessen, dass die Arbeit mit so vielen Kindern übermenschlich ist und der Lehrer trotz größter Pflichterfüllung das Lehrziel kaum erreichen kann, unser heutiges Zeitalter aber Menschen mit gediegener Schulbildung braucht, ist es ein dringendes, unaufschiebbares Bedürfnis, dass die hiesige Schule zu einer 2-klassigen erweitert wird und hat die Gemeinde den einmütigen Beschluss gefasst: “Mit 1. September 1908 wird die hiesige Schule erweitert und ein zweiter Lehrer angestellt. Als Gehalt für diesen provisorischen Lehrer werden 900 K jährlich festgesetzt, dazu freie Wohnung und Beheizung.” Die Schule in Hohenbach ist eine Privatvolksschule mit deutscher Unterichtssprache, welche rein von deutschem Geld, ohne jede Hilfe von Seite des Landes, erhalten wird. Hoffentlich wird der deutsche Schulverein der Gemeinde in Angelegenheiten der Schule helfend an die Hand gehen. Möge das Beispiel der wackeren Gemeinde Hohenbach recht viele deutsche Gemeinden anregen ihre Schule zu erweitern, so benötigt besonders Bolechow (Neu-Babilon) sehr dringend anstatt ihrer elenden 1-klassigen Schule eine 2-klassige und Brigidau, wo in zwei Klassen 240 Kinder sitzen, sollte wenigstens die Schule in eine 3-klassige erweitern. Überall kann man sparen, nur nicht an der Schule, sonst gräbt man sich das eigene Grab.
Mielec 1908
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Polish political indoctrination
Source: Deutsches Volksblatt für Galizien, 01.02.1908, insert p. 1-2.
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Der Wählerfang in Mielec.
Ein deutscher Kolonist schreibt uns: Der Reichsratsabgeordnete Krempa berief für den 16. diesen Monats, die im Bezirke Mielec wohnenden deutschen Kolonisten von Hohenbach, Schönanger, Reichsheim, Goleszow, Padew und Tuszow (Kolonie) zu einer Versammlung ein. Hierzu hatte er eine Einladung ergehen lassen, aus der nicht ersichtlich war, zu welchem Zwecke die Versammlung stattfinden sollte.
Tags zuvor kam mir zu Ohren, dass es sich um nationale Sachen handle und dass viele Deutsche gesonnen sind, an der Versammlung teilzunehmen. Darauf entschloss ich mich auch, dorthin zu gehen.
An 50 deutsche Männer hatten sich im Sitzungssaal des Bezirksausschusses eingefunden, darunter der Lehrer Harlos aus Reichsheim und Lehrer Roland von Hohenbach, dann aber auch zahlreiche polnische Herren.
Vorerst erstattete der Herr Abgeordnete seinen Rechenschaftsbericht. Hierbei kam schon eine unbehagliche Stimmung unter den Deutschen zum Ausdruck, da alles polnisch gesprochen wurde, worauf man eine größere Anzahl Polen vom Marktplatz in den Saal holte. Nun kam der ,eigentliche springende Punkt. Krempa ließ eine groß angelegte polnisch-patriotische Rede los, in welcher er den Deutschen nachweisen wollte, dass es ihnen hier in Galizien in jeder Hinsicht gut gehe, dass sie darum ihren bedrohten polnischen Brüdern in Preußen zu Hilfe kommen sollten, die von dem preußischen Staat drangsaliert, entrechtet und von Haus und Hof vertrieben würden. Es sei darum Pflicht der hier wohnenden Deutschen, den Preußen zu zeigen, dass sie die von denselben den Polen zugefügten Ungerechtigkeiten verdammen und dagegen protestieren.
Jetzt ergriff Schulleiter Roland aus Hohenbach das Wort, der vorher den Abgeordneten Krempa durch Zwischenrufe: „Auch deutsch reden” und folgendes unterbrochen hatte und dann als derselbe insofern darauf reagierte, dass er erklärte, der deutschen Sprache nicht mächtig zu sein, ihn dazu zwang, die Versammelten wegen der polnischen Sprache um Entschuldigung zu bitten. Roland hielt natürlich seine Rede in deutscher Sprache. Eine aufgehetzte Meute wollte dies jedoch nicht zulassen, aber der Energie der anwesenden Deutschen gelang es doch, Ruhe zu schaffen und konnte Lehrer Roland endlich sprechen. Der Inhalt seiner Ansprache war kurz folgender:
„Liebwerte Volksgenossen! Deutsche Brüder! Bis jetzt hat man das deutsche Volk Galiziens von Seiten der Polen nicht gekannt. Dieselben haben uns als politische Null betrachtet, haben uns alte verbriefte Rechte genommen. Aber dessen ungeachtet haben wir Friede und Eintracht gehalten, sind in keiner Weise ihnen nahe getreten. Was wir wollten und was wir heute noch verlangen, ist: Ihr Polen, lasst uns in Ruhe, wir bekümmern uns nicht um Euere Angelegenheiten, mischt Euch darum nicht in die unseren.
Der deutsche Volkskaiser Josef II. hat unsere Voreltern in dieses Land gerufen, damit sie die Bevölkerung mit deutscher Kultur bekannt machen, damit sie Lehrmeister derselben sein sollte. Diese Aufgabe haben wir erfüllt, mit deutschem Fleiß sind wir daran gegangen, aus Einöde einen fruchtbaren Garten zu machen. Wie oft müsst Ihr von polnischen Geschäftsleuten, ja selbst in den k. k. galizischen Ämtern die Worte hören: Schwab, du frisst polnisches Brot, so sprich’ auch polnisch! Nein, wir essen kein polnisches Brot, denn was wir essen, haben wir im Schweiße unseres Angesichts selber erworben. Ihr wisset, mit welcher Ungerechtigkeit man Euch hierzulande behandelt. In Posen gibt es eine große Anzahl polnischer Abgeordnete, haben wir einen Vertreter unseres Volkes im galizischen Landtag und im österreichischen Reichstag? Wir müssen Steuern bezahlen, wie jeder andere, müssen aber Kirche und Schule selbst erhalten, und wo wir dies nicht tun, dort werden uns Schule und Kirche polonisiert. Vor 6 Jahren sind über 100 Petitionen an den Landtag geschickt worden um Unterstützung für die deutschen Schulen. Aber was ist geschehen? Einfach gar nichts, nicht einmal eine Antwort erhieltet Ihr. Wird eine deutsche Gemeinde von einer. Feuersbrunst heimgesucht, erhält sie auch nur einen Heller von den Herren Polen? Ungerechtigkeiten über Ungerechtigkeiten werden an uns verübt und nun erkühnt man sich, uns aufzufordern, eine Protestkundgebung zu unterschreiben, in der gesagt wird, dass wir die preußische Politik verdammen, dass wir, weil es uns hier angeblich so gut gehen soll, uns eins fühlen mit den Polen. Das ist doch eine unverschämte Frechheit.
Man hat manchen von Euch mit süßen Worten und auch mit „Drama-Zigaretten” (eine für 1 Stunde) bedacht, o seht doch, welche Liebe, welche Freundlichkeit auf einmal! Darum bitte ich euch: Traut diesen Pharisäern nicht, geht ihnen nicht auf den Leim und unterschreibt diese Wische nicht! Denn die Polen haben das Recht verwirkt, von anderen Gerechtigkeit zu verlangen, weil sie selbst keine Gerechtigkeit üben.” (Anhaltender Beifallssturm auf Seiten der Deutschen.)
Diese Rede wurde kurz den anwesenden Polen übersetzt und rief bei der Intelligenz große Aufregung hervor, was ihre wutverzerrten Gesichter bewiesen. Ein Herr Advokat, sowie Herr Krempa und die anderen Edlen gingen nun auf Lehrer Roland los, der aber keinem die Antwort schuldig blieb. Auch Herr Lehrer Harlos führte einige markante Beispiele polnischer Unduldsamkeit an.
Nun wurden die zwei Proteste an den Polenklub und an die polnischen Abgeordneten nach Berlin zur Unterschrift vorgelegt. Trotz aller Beredsamkeit und trotzdem die Leute an den Tisch gezerrt wurden, unterschrieben nur folgende Deutsche: Leszczinski, Hammer, Kaiser. Gösing, Schwakopp, sämtliche aus Schönanger; der Gemeindevorsteher Porth und der Grundwirt Jakob Sehn aus Tuszow, der Grundwirt Jakob Duy aus Padew und leider der Gemeindevorsteher von Reichsheim und Grundwirt Ludwig Schmidt aus Reichsheim.
Mit Freude kann mitgeteilt werden, dass sich von Hohenbach und Goleszow niemand zu diesem Henkersdienst hergegeben hat! Die Polen wollten das Deutschtum in Galizien lächerlich machen, sie wollten Deutsche gegen Deutsche führen. Gott sei Dank! Es ist nicht gelungen!
Hohenbach 1908
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School extension
Source: Evangelische Kirchen-Zeitung für Österreich, 01.02.1908, p. 11.
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Zweiklassige Schule.
Die am 8. Dezember 1907 abgehaltene Gemeindeversammlung beschloß, mit 1. September 1908 die evangelische Schule zu einer zweiklassigen zu erweitern und einen zweiten Lehrer provisorisch mit 900 K jährlich anzustellen, da die Schule seit Jahren von weit über 120 Schullindern besucht wird. Freilich rechnet die Gemeinde auf ausgiebige Unterstützung der Glaubensbrüder.
Hohenbach 1908
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Death of Georg Senft and other news
Source: Deutsches Volksblatt für Galizien, 28.02.1908, p. 7.
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Hier ist der Grundwirt Georg Senft im Alter von 72 Jahren gestorben und hinterließ außer 6 Söhnen und 3 Töchtern, die alle im Ort wohnhaft sind, 46 Enkelkinder. Er war ein braver, tüchtiger deutscher Mann, der bei Deutschen und Polen gleich hohe Achtung genoss, da er als äußerst geschickter „Chirurg” Hunderten Heilung brachte.
Das nationale Leben regt sich auch hier recht erfreulich. 32 Grundwirte gehören dem „Bunde” bereits als Mitglieder an, das „Deutsche Volksblatt” gelangt bereits an 19 Bezieher. Eine Ortsgruppe konnte bis jetzt noch nicht gegründet werden, da es faktisch die Zeit nicht erlaubt. Die Gemeinde hat derzeit äußerst wichtige und zeitraubende Arbeiten durchzuführen, wie Schulerweiterung, Ausführung eines gemauerten Friedhofzaunes und vieles andere.
[Roland]
Hohenbach 1908
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Historical overview on the occasion of the 125th anniversary
Source: Deutsches Volksblatt für Galizien, 24.04.1908, p. 7-8.
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Aus der Geschichte von Hohenbach zum 125. Gründungsjahr.
(Nach einem Bericht von H. Saipp in Hohenbach*)
Als der glorreiche deutsche Volkskaiser Josef II. im Jahre 1780 die Regierung von Österreich antrat, wollte er seine Länder aus eigener Anschauung kennenlernen und bereiste deshalb ein Kronland nach dem anderen. So kam er auch in die neuerworbene Provinz Galizien. Was er hier sah, machte ihm das Herz bluten: Not und Elend, Kummer nnd bange Sorgen in den Hütten des größten Teiles der Bevölkerung, Prassen und Jubeln in den Palästen der Edlen und in den Klöstern. Um die Kultur der einheimischen armen Bevölkerung zu heben und ihr wieder ein menschenwürdiges Dasein zu verschaffen, hob dieser edle Monarch eine große Anzahl Klöster und Besitze der Jesuiten auf und siedelte die Pioniere der Kultur, Deutsche an. Auf diese Weise entstand auch die Kolonistengemeinde Hohenbach.
Hohenbach liegt in der im Norden Österreichs beginnenden sarmatischen Tiefebene, in der von der Weichsel und ihrem nicht unbedeutenden Zufluss, der Wisloka, gebildeten westlichen Landecke, kaum 1 Stunde von der russischen Grenze und nur 5 Stunden entfernt von dem geschichtlich so wichtigen Städtchen Sandomir.
Zumeist kraftstrotzende Arbeiterfamilien verließen in den Jahren 1782 bis 1784 das teure deutsche Vaterland und zogen ans Baden, Württemberg, Hessen und der Rheinfalz den weiten Weg in die Niederungen an der Weichsel, um hier auf fremder Erde, unter fremdem Volke ein neues Heim zu gründen. Sie gruppierten sich und reisten über Wien, wo sie von Kaiser Josef II. empfangen und getröstet wurden. Der edle Monarch gab ihnen Reisegeld, sowie einen Reiseplan mit nach Galizien. Das Reiseziel war Czermin, zur Tuszower Kameral-Herrschaft gehörig.
Es war im Mai 1783, als in der Nähe von Czermin, am Meierhof von Lysakow, ein Trupp deutscher Ansiedler ankam. Da der Tag sehr heiss war, ruhten die Ansiedler unter einer Eiche, die mit ihren breiten Ästen kühlenden Schatten spendete, aus. Diese symbolische Eiche steht heute noch und wird auch von der polnischen Bevölkerung die „Schwabeneiche” genannt. Die Deutschen waren durch die lange Reise und durch das hier im Lande Gesehene ganz enttäuscht; viel Weinens und Klagens war daher unter ihnen, die „Schwabeneiche” könnte es erzählen. Viele jammerten um ihre schöne deutsche Heimat, andere glaubten wiederum, das Ziel der Reise gar nicht mehr zu erreichen, so erschöpft waren sie schon; und doch hatten sie es gar nahe, 1 km Weg und Czermin war erreicht.
Auf ihrer ganzen Reise durch Galizien hatten sie kein Haus mit einem Rauchfang gesehen, die Bevölkerung wohnte in kleinen, elenden, niederen Lehm- und Strohhütten. Als sie nun unter der Eiche aufbrachen und dann bald an einen Ort kamen, wo sogar Schornsteine hier und da durchblickten, riefen die Ermatteten aus: “O, wenn das doch Czermin wäre!”— Der Jude Meyer Storch, dessen Familie übrigens heute noch besteht, kam, als er den Trupp Ansiedler sah, schnell aus seinem Wirtshaus heraus und fragte nach dem Reiseziel. „Nach Czermin,” „ist es noch weit nach Czermin?” scholl es durcheinander. Nun erfuhren sie zu ihrer größten Freude, dass sie endlich am Ziel angelangt waren.
Der Jude Storch lief nun zum katholischen Pfarrrer nnd teilte diesem mit, dass die Ansiedler angekommen seien. Bald waren auch der Pfarrer, der Ansiedlungskommissär und ein Ingenieur am Platze. Der katholische Pfarrer war überaus liebreich und freundlich gegen die Ankömmlinge, er ließ sogleich alle mit Speis und Trank laben. Besonders gab er seiner Freude Ausdruck, dass er mit Deutschen verkehren konnte und war und blieb ihr liebreicher Tröster, Freund und Berater. Da die angekommenen Ansiedler evangelisch waren, so waren sie in voller Sorge, wie es mit ihrer kirchlichen Versorgung aussehen werde. Aber dieser edle katholische Priester taufte ihre Kinder evangelisch, traute sie und beerdigte sie nach evangelischem Ritus. In Czermin waren zwei große Jesuitenhäuser, in welche die Ansiedler einquartiert wurden. Für den Lebensunterhalt in der ersten Zeit wurde in ausreichendem Maße gesorgt, sogar das nötige Geld wurde gegeben. Im ersten Jahr wurden auf dem, für die Ansiedlung bestimmten Platz noch acht, im nächsten Jahr 49 Wohngebäude, zusammen also 57 aufgebaut. An Arbeitern hatte es keine Not, da die benachbarten Polen alle für den Aufbau der Kolonie Frohndienste leisten mussten. Hohenbach wurde sonach mit 57 Grundwirtschaften angelegt und war gleich von Anfang der galizischen Kolonisation eine der größten deutschen Kolonien. Jeder Grundwirt erhielt 14 Joch, leider sehr parzellierten Grund, zwei Stiere, eine Kuh, das nötige Wirtschaftsgerät, ein Schwein zum Schlachten, Getreide zur Aussaat, alle nötigen Zimmer- und Kücheneinrichtungen, Korn auf Brot uud außerdem waren sie 10 Jahre steuer- und frohnfrei.
Zu erwähnen wäre noch, dass die Männer kurze Jacken (Spenzer) mit weißen Stahlknöpfen, sowie Schnallschuhe trugen, die Kopfbedeckung bildeten grüne Mützen mit blauen Schnüren. Die Frauen trugen Hauben mit Seide gestickt, einen kurzen Rock in Falten gelegt, halb aus Linnen, halb aus Schafwolle gewoben, sowie sogenannte „Mitzchen” mit langen Schößen und Knöpfen rückwärts. Die Haare wurden in der Mitte gescheitelt. Einen Lehrer, Namens F. Grub, haben die Deutschen gleich aus ihrer Heimat mitgebracht. Es folgten dann Kirner, Kraus, Samuel Purr, Heinrich Hessler, Adolf Stiasny, Wenzel Petracek (1879—1880), Andreas Fuchs, jetzt in Kurzwald, (1880—1903) H. Hartmann (1903—1905) und von da bis heute J. Roland.
Im Herbst des Jahres 1784 trat bereits der erste evangelische Pfarrer, Philipp Eberhard Werner aus Stuttgart sein Amt hier an, verließ das selbe aber bald, nach nur 3-jähriger Wirksamkeit. Und nun folgte ein fortwährender Wechsel der Seelsorger mit meist sehr langen Pfarrvakanzen. In dem Zeitraum von 83 Jahren kamen und gingen 10 Pfarrer, schuld tragend waren die trostlosen Zustände, die damals herrschten, wovon manche Notiz in den Matriken eine beredete Sprache spricht. Erst vom Jahr 1868, dem Amtsantritt des derzeitigen Seelsorgers, Herrn Senior Karl Johann Zipser ist Wandel zum Besseren eingetreten. Doch davon später!
Im Jahr 1835 wurde die Kameral-Herrschaft Tuszow von dem Baron Anton Elkan von Elkansberg angekauft. Der damalige Pfarrer R. Plewka einigte sich mit der Herrschaft im Beisein der Gemeindevertretung von Hohenbach und Reichsheim im Jahre 1836 dahin, dass dieses Kameralgut jeder der beiden Gemeinden jährlich 18 Klafter Brennholz, sowie das Baumaterial für Schul- und Kirchenzwecke und das Holz für die Umzäunungen dieser Gebäude zu liefern hat, wofür diese nur den Schlagerlohn zu bezahlen haben, ganz nach dem Josefinischen Kolonisationsgesetz. Später ging die Tuszower Herrschaft in den Besitz der deutschen Gräfin Schönborn über und derzeit ist ein Herr Wlodeck Eigentümer, der mit größtem Unwillen seinen Verpflichtungen nachkommt, von dem erst alles im Prozessweg erkämpft werden muss.
Aus dem Revolutionsjahr (galizischer Bauernaufstand) 1846 sei hier einer, unsere Deutschen in Hochenbach ehrenden Episode gedacht. Wie bekannt, mordeten damals die polnischen Bauern Edelleute und Geistliche, wo man solcher nur habhaft werden konnte. Auch die hiesigen polnischen Bauern zogen damals in hellen Scharen in den Vorhof des Hauses des Czerminer Probstes Merzowitz, da sie erfahren hatten, dass dieser Edelleute versteckt halte. Die Bauern durchsuchten den Getreidespeicher, sowie die Scheuern nach Beute, überall mit Mist- und Heugabeln hineinstechend. Als sie auf diese Weise in der Scheuer einen Haufen Spreu durchsuchten, stießen sie auf eine Person, dieselbe sprang blutüberströmt heraus, es war der Pfarrer von Gawloszowice. Die Häscher nahmen ihn als Gefangenen mit in den Vorhof. Hier trat ihnen der Probst Merzowitz entgegen, feierlich angetan mit dem Messkleid, die Monstranz in den Händen und bat um Schonung. Einer der Bauern, Klemen Pl. hieb mit einer Stachete auf den Arm des Probstes los, so dass ihm das Allerheiligste aus den Händen zur Erde fiel. Das war der Anfang vom drohenden schrecklichen Ende. In dieser größten Not schrie er: „Deutsche Brüder! steht mir bei, kommt mir zu Hilfe” und schon sprangen beherzte, mutige deutsche Männer, unter Anführung des J. Müller, sowie des Gemeindevorstehers, herbei, befreiten Probst und Pfarrer aus den Händen der mordlustigen Meute und trugen sie in die Zimmer der Probstei. Hier standen nun abwechselnd 12 deutsch-evangelische Männer durch volle 14 Tage Wache, bis sich die Gemüter beruhigt hatten und der Pfarrer von Gawloszowice wiederhergestellt, heimwärts ziehen konnte. Ja, damals nannte ein hiesiger katholischer Priester die Evangelischen „Brüder” und heute sind sie „das Unkraut unter dem Weizen.”! Im Jahr 1867 wurde das evangelische Pfarramt, das bis dahin seinen Sitz in Reichsheim hatte, nach dem freundlicher gelegenen Hohenbach verlegt. Ein Jahr später trat Herr Pfarrer Karl Johann Zipser sein Amt hier an. Dessen erste Aufgabe war es nun ein entsprechendes Pfarrhaus aufzubauen, was ihm auch mit treuer Bruderhilfe im Jahr 1869 gelang. Mit der Errichtung dieser freundlichen Rüst- und Werkstätte für die geistliche Arbeit war die erste Sorge glücklich beseitigt. Allein ein weit größerer Kummer lastete seit Jahren schon auf der Gemeinde. Das alte Bethaus, das ehemalige „Backhaus”, war durch eine verheerende Feuersbrunst im Jahr 1801 in Flammen aufgegangen, ein neues an die Stelle des alten aus Holz im Jahr 1802 errichtet worden. Aber nun war dasselbe nicht nur räumlich gänzlich ungenügend, sondern auch vollkommen baufällig, so dass man ohne große Schwierigkeit einen Stecken durch die Wände stoßen konnte.
Dieser Übelstand war schreiend! Da machte sich der arbeitsfreudige, rüstige Herr Pfarrer daran auch den Bau einer neuen Kirche durchzuführen. Wohl war er sich im vorhinein bewußt, dass die von vielen und großen Schicksalsschlägen heimgesuchte Gemeinde in ihrer Armut dieser Aufgabe nicht gewachsen sein werde. Aber im Vertrauen auf den lieben Gott und die Güte teurer Brüdern und Schwestern schritt er im Jahr 1874 ans Werk. Unendliche Schwierigkeiten waren zu überwinden und könnte man über diesen Kirchbau wahrlich ein dickleibiges Buch schreiben. Obwohl böswillige Menschen selbst aus der Gemeinde dem guten Werk schaden wollten, so arbeitete der Herr Pfarrer doch unverdrossen weiter. Da trat im Bau ein Stillstand ein, es war kein Geld mehr vorhanden. In dieser größten Not vollbrachte Pfarrer Zipser seine größte Tat, die für die Gemeinde von unsagbarem Segen war, die aus Hohenbach das gemacht hat, was es ist, eine schöne, freundliche Gemeinde. Seinen rastlosen Bemühungen gelang es für die Gemeinde auf der Hauptversammlung des Gustav-Adolf-Vereins in Potsdam die Hauptliebesgabe von ca. 40.000 K zu erlangen. Das war Hilfe in der Not und konnte nur deshalb im Jahr 1876 die neue schmucke, im romanischen Stile erbaute Kirche eingeweiht werden. Nun galt seine nächste Sorge der Schule, diesem Grundpfeiler deutsch-evangelischen Lebens.
Am 25. Oktober 1892 konnte das allen modernen Anforderungen entsprechende Schulgebäude seiner Bestimmung übergeben werden. Alles dies sind Werke unseres seit 40 Jahren hier wirkenden Pfarrers Karl Johann Zipser, der auch seit über 30 Jahren das Amt eines westgalizischen Seniors bekleidet. Ich fühle mich mit der ganzen Gemeinde eines Sinnes, wenn ich auch an dieser Stelle unserem hochwürdigsten Herrn Pfarrer und Senior den wärmsten herzinnigsten Dank zum Ausdruck bringe. Seine Taten werden noch in späten Jahren zeugen von der Liebe und Treue eines sich der Gemeinde zum Opfer gebrachten Seelsorgers!
Mit Erlass vom 12. März 1893 Z. 290 erhielt die hiesige Schule vom k. k. Ministerum für Kultus und Unterricht das Öffentlichkeitsrecht und am 8. Dezember 1907 wurde beschlossen, dieselbe zu einer zweiklassigen zu erweitern, da die Arbeit mit 140 Schulkindern für eine Lehrkraft geradezu übermenschlich ist. Die Erhaltung dieser zweiten Klasse kostet jedoch ca. 1400 K jährlich, wozu die Gemeinde wenig beitragen kann, da sie zur Erhaltung ihres Kirchen- und Schulwesens bereits 240 Prozent der direkten Staatssteuer aufbringen muss. Die Gemeinde richtet darum ihre ganze Hoffnung auf die Hilfe des deutschen Schulvereins und des Gustav-Adolf-Vereins.
In Hohenbach herrscht wie früher, so auch heute noch deutscher Geist und deutsches Leben. Davon zeugt die im Jahr 1897 gegründete freiwillige Feuerwehr, der im Vorjahr gegründete Kirchenchor und der erst vor kurzem entstandene Männergesangverein. Die Gründung einer Ortsgruppe des Bundes der christlichen Deutschen in Galizien, sowie einer landwirtschaftlichen Genossenschaft ist in Bildung begriffen. 125 Jahre besteht das deutsche Hohenbach, die „deutsche Eiche” in Lysakow spendet noch immer den Ruhesuchenden kühlen Schatten. Das deutsche Hohenbach wird aber auch dann noch bestehen, wenn diese Eiche nicht mehr sein wird, das Deutschtum in Hohenbach wird nicht untergehen, trotz der Wühlarbeit polnischer Feinde, so Gott will, sich zu umso größerer Blüte entfalten und ein immer grünendes Reis des großen deutschen Stammes bilden! Heil!
*Saipp ist 1821 geboren und kannte noch viele Deutsche, welche die Reise aus Deutschland und die Ansiedlung von Hohenbach mitgemacht hatten.
[Roland]
Hohenbach 1908
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Political conflicts with the Polish administration over the 125th anniversary festivities
Source: Deutsches Volksblatt für Galizien, 05.06.1908, p. 6-7.
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Die Vogelfreiheit der Deutschen im ehemaligen österreichischen Galizien.
Die deutsche Gemeinde Hohenbach, Bezirk Mielec, feierte am 31. Mai 1908 das Fest ihres 125-jährigen Bestandes. Die dortige freiwillige Feuerwehr, welche die Veranstaltung dieses Festes in ihre Hand nahm, verband es mit der Feier des 60-jährigen Regierungsjubiläums Seiner Majestät unseres Kaisers, dem die Deutschen in Galizien, insbesondere aber die Hohenbacher als Evangelische so viele Wohltaten zu verdanken haben und es wurden alle umliegenden deutschen Gemeinden des Mielecer Bezirkes zu diesem freudigen Doppelfest, dem ein großangelegtes Festprogramm zu Grunde lag, eingeladen. Am 26. Mai fuhr der Kommandant der Hohenbacher freiwilligen Feuerwehr nach Mielec, meldete diese Veranstaltung beim dortigen Bezirkshauptmann Grabowski an und bat, nach Bekanntgabe, dass der Eigentümer des nahegelegenen Waldes Lysakow, wohin ein Ausflug geplant war, die Bewilligung des Betretens des Waldes zu obigem Festzweck erteilt hat, um die Erlaubnis, das Fest veranstalten zu dürfen. Herr Grabowski empfing die Abordnung der Feuerwehr mit ausgesuchter, wie es sich nachher zeigte, unaufrichtiger Freundlichkeit und bewilligte die Veranstaltung des Festes, indem er bemerkte, dass eine behördliche Bewilligung im vorliegenden Fall nicht notwendig sei und die bloße Anzeige der Veranstaltung genüge. Die Vorbereitungen zum Fest nahmen daher ihren Fortlauf und Jung und Alt aus Hohenbach und allen umliegenden deutschen Gemeinden rüsteten sich für diese großartige Freudenfeier, über die Gottessegen aus einem selten klaren Himmel herabströmen zu wollen schien.
Da, am 30. Mai, also am Vorabende der Feier, um 8 Uhr abends, bekam der Kommandant der Hohenbacher Feuerwehr folgendes Schriftstück von der Mielecer Bezirkshauptmannschaft durch einen Boten zugestellt: Mielec, am 30. Mai 1908 Zl. 13841. An den Vorstand der freiwilligen Feuerwehr, zu Händen des Herrn Roland in Hohenbach. Auf Grund § 3 des Gesetzes vom 15. November 1867 R. G. Bl. Nr. 135, wird die Bewilligung erteilt, aus Anlass des 60-jährigen Regierungsjubiläums Seiner Majestät unseres Kaisers und anläßlich des-125 jährigen Bestandes der Gemeinde Hohenbach am 31. Mai laufenden Jahres eine allgemeine zugängliche Volksversammlung unter freiem Himmel abzuhalten, aber unter der Bedingung, dass dieselbe nicht im herrschaftlichen Wald in Lysakow, sondern zu Hause das ist in der deutschen Kolonie Hohenbach abgehalten wird. Die Veranstaltung dieses Volksfestes im genannten Wald und überhaupt in einem Ort mit polnischer Bevölkerung des Bezirkes wird gemäß § 6 cit. leg. als die öffentliche Sicherheit gefährdet aus dem Grunde verboten, weil (abgesehen davon, dass die Anzeige als am 29. Mai laufenden Jahres eingereicht, als verspätet erscheint), ein demonstratives Feiern der Gründung einer deutschen Kolonie durch die Deutschen aus verschiedenen Kolonien des Bezirkes in einer außerhalb der deutschen Ansiedlung gelegenen .Ortschaft, angesichts der durch die preußischen, gegen die polnische Nation gerichteten Enteignungs- und Vereinsgesetze bei der hiesigen polnischen Bevölkerung hervorgerufenen gereizten Stimmung, seitens der einheimischen Bevölkerung als eine Provokation aufgefasst werden und sehr leicht zur Störung der öffentlichen Ruhe Anlass geben könnte, umso mehr, als die Gesuchssteller mit einer Einwilligung des Eigentümers dieses Waldes sich nicht ausgewiesen haben und ein eigenmächtiges Eindringen in den fremden Wald sich als eine Übertretung des Forst beziehungsweise des Strafgesetzes darstellt Gegen den nämlichen Bescheid ist der Rekurs an die k. k. Statthalterei offen, welcher im Wege der hiesigen Bezirkshauptmannschaft innerhalb 8 Tagen einzureichen ist. Der k. k. Bezirkshauptmann Grabowski m. p.
Herr Grabowski hat aus der Schule geschwatzt und ist kein guter polnisch-politischer Beamter, denn die Anziehung der angeblichen Verfolgung der Polen durch die Preußen zur Begründung des Verbotes einer Kaisersubiläumsfeier in Österreich, ist eine große Unvorsichtigkeit und läßt den wahren Grund nur zu deutlich hervorleuchten. Jedenfalls hat er mit diesem seinen Bescheid, der in seinen übrigen Begründungen den Tatsachen nicht entspricht, den beabsichtigten Zweck erreicht und den Deutschen seines Bezirkes, die sich auf dieses so seltene Fest sehr gefreut haben, einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. Wer die freudige Erwartung des ungeduldig ersehnten Festtages, namentlich bei der Schuljugend mitangesehen hat, der wird sich des Gefühles, dass in diesem Vorgehen des Herrn Grabowski eine grenzenlose Herzlosigkeit enthalten ist, nicht erwehren können. Wie ein Hohn klingt dieser Bescheid auf die Worte des polnischen Abgeordneten Buzek, „wir tun was recht und billig ist.” Die Hohenbacher leben im friedlichen Einverständniss mit ihren polnischen Nachbarn und wäre Herr Grabowski nach Hohenbach gekommen, um die Wirkung seines Verbotes zu sehen, er hätte sich leicht überzeugen können, welchen Unmut seine so klug für den letzten Augenblick aufgeschobene Maßregel, gerade bei seinen Landsleuten hervorgerufen hat, die als gute Nachbarn der Hohenbacher gern sich an dem Ausflug in den Wald beteiligt hätten; von einer Störung des Festes ihrerseits war bei niemandem auch nur der Gedanke zu finden. Da sieht man am besten, wer hetzt. Der polnische Bauer lebt in Galizien sein ruhiges Dasein und träumt nicht einmal von einer Feindschaft seinem deutschen Nachbarn gegenüber, dem er so manches Wissenswerte und Nützliche für die Wirtschaft ablauscht. Doch da kommen die Herren von der polnischen Agitation, die ihr erträumtes Polenreich, dem das unter der mit Blindheit geschlagenen, milden, nichts Böses für sich ahnenden österreichischen Regierung stehende Galizien eine künftige Grundlage bilden soll und hetzen die armen Bauern gegen Ruthenen und Deutsche auf, weil diese durch Wahrung ihrer heiligen nationalen Güter, ihrer völkischen Eigenart den Dünger zu ihrem politischen Feld nicht abgeben wollen.
Und dann noch etwas. Zu dem Hohenbacher Fest war auch Schreiber dieses geladen und gerne folgte ich dieser Einladung, da die Veranstaltung eines so großartigen Festes durch eine deutsche Kolonie in Galizien für mich als „Fremden” etwas recht Anzügliches bot. Bei meiner Fahrt vom Bahnhof Mielec nach Hohenbach, wohin ich schon am Vorabend der Feier gekommen war, musste ich durch die Stadt Mielec fahren. Ich fand sie im festlichen Schmuck, Triumphbogen standen an allen Eingängen der Straßen, die Häuser waren reich beflaggt. Ich frug den Wagenführer was dies wohl bedeute, da ich doch nicht annehmen konnte, dass diese Vorbereitungen einem festlichen Empfang der nach Hohenbach kommenden deutschen Gäste gelten sollten. „Der Bischof kommt morgen nach Mielec auf Visitation.” Als strenggläubiger Katholik verstand ich nun die Mielecer, als treuer Österreicher konnte ich es aber nicht begreifen, warum denn in ganz Mielec, dass doch noch in Österreich liegt, als „Fremder” betrachte ich nämlich Galizien als ein österreichisches Kronland, nicht eine einzige schwarz-gelbe Fahne ausgesteckt worden; es wimmelte von rot- weißen und gelb- weißen Fahnen und vergebens spähte ich nach einer österreichischen Reichsfahne. Hätte mich mein Lehrer in der Volksschule nicht ausdrücklich gelehrt, dass Galizien zu Österreich gehört, ich dächte, ich führe durch ein Stück des neuerstandenen polnischen Königreiches.
Nun näherten wir uns dem schönen Hohenbach, das nunmehr seit 125 Jahren auf treuer Wacht im Norden Galiziens steht und durch geistige und kulturelle Überlegenheit seine slawischen Nachbarn überragt. Von weitem grüßte mich sowohl von der Kirche und Schule, als auch von einzelnen Häusern aus das österreichische schwarz-gelb, deutsche Worte hörte ich wieder. Es fehlt uns der Mann, der das Unglückselige der neuzeitlichen österreichischen Regierung einsähe und die vielen Zwergvölker in Österreich mit ihrer Sonderinteressenpolitik auf den Platz wiese, wo sie hingehören.
Hohenbach 1908
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125th anniversary festivities
Source: Deutsches Volksblatt für Galizien, 19.06.1908, p. 6.
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Trotzdem der Bezirkshauptmann von Mielec durch das Verbot des Waldausfluges uns durch unser Festprogramm einen argen Strich gemacht hat, so ist doch das doppelte Jubiläumsfest unserer Gemeinde am 31. vorigen Monats als gelungen zu betrachten. Nach einem feierlichen Gottesdienst, während dessen unser altehrwürdiger hochgeschätzter Pfarrer, Senior Zipser, dessen Stimme an diesem Tag dem schönen Fest zuliebe eine jugendliche Frische angenommen zu haben schien, die aus allen Teilen des Mielecer Bezirkes herbeigeeilten Festteilnehmer mit einer entsprechenden Festpredigt erbaut hatte, versammelten sich die jubilierenden Hohenbacher und ihre zahlreichen Gäste nach der Mittagspause im Schulhaus, wo der Vertreter des Bundes die Festrede hielt. Statt des Ausfluges wurde ein Umzug durch das Dorf veranstaltet, an dem sich unter Musikbegleitung außer der Schuljugend und der großartig organisierten Hohenbacher Feuerwehr, alle übrigen Festteilnehmer, groß und klein, beteiligten. War das Festspiel im Wald aus „politischen” Gründen verboten, so vereinigte ein großer Garten in Hohenbach alle Unterhaltungslustigen und während sich hier die Schuljugend an verschiedenerlei Jugendspielen ergötzte, Burschen und Mädchen dem Tanz huldigten, konnte jeder beim Eingang in den Karten sein Glück probieren und sich ein Los für den Glückshafen kaufen. Ruhigere Naturen konnten sich im Schatten der Bäume im gemütlichen Plaudern bei verschiedenen Erfrischungsmitteln guttun, unter denen das edle Bier nicht die letzte Rolle spielte, denn heute hatten die Hohenbacher Freibier, die Macht des Antialkoholismus war endlich einmal nach 125 Jahren für einen Tag gebrochen. Spät Abends trennten sich die Festteilnehmer, ein großer Teil setzte aber die Tanzunterhaltung im geräumigen Dorfgasthaus fort, während andere in häuslichen Kreisen sich die Zeit angenehm vertrieben.
Hohenbach 1908
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125th anniversary festivities
Source: Deutsches Volksblatt für Galizien, 17.07.1908, p. 8.
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Nachtrag.
Das am 31. Mai laufenden Jahres stattgefundene deutsche Volksfest, das von ca. 400 deutschen Männern und Frauen besucht war, wurde durch telegraphische Begrüßungen erfreut von den Herren von Pernhoffer und Schofer in Przemysl, sowie Herrn Pastor Kähler aus Kirchbarkau. Schriftliche Begrüßungen hatten gesandt Herr Pastor Wiegand aus Plau, Herr Fritz Kipper aus Illischestie und Studierende des Seminars aus Bielitz. Allen den Genannten drückt die Gemeinde an dieser Stelle den wärmsten, herzinnigsten Dank aus.
Sehr erhebend war auch die Volksversammlung am Nachmittag in der Schule, bei welcher Herr Neubeck aus Przemysl in fast 1,5-stündiger inhaltsreicher Rede alle Herzen zu nationaler Begeisterung erweckte. In den Pausen sang der gemischte Chor einige kräftige deutsche Lieder. Hierauf wurde die Gründung einer Ortsgruppe beschlossen, der gleich 34 Mitglieder beitraten. Dank sei darum auch gesagt dem werten Herrn Neubeck, sowie dem Vertreter des „Bundes”, Herrn Kahl. Ihren Dank wird die Gemeinde aber am besten dadurch beweisen, dass sie unerschütterlich festhält an ihrem Volkstum, dass sie in völkischer Betätigung rüstig vorwärts schreitet.
[Roland]
Hohenbach 1908
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Retirement of Senior Zipser
Source: Evangelisches Gemeindeblatt für Galizien und die Bukowina, Aug 1908, p. 7.
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Pensionierung.
Unser allverehrter treuer Seelsorger, Herr Senior Zipser, beabsichtigt in den Ruhestand zu treten. 40 Jahre lang hat er in unserer Gemeinde gewirkt. Die ersten, die er konfirmiert hat, sind heute schon Greise. Kein Wunder, dass die ganze Gemeinde zu ihm, wie zu einem treuen Vater aufblickt. An Senior Zipsers Wirken in Hohenbach hat es sich auch gezeigt, dass da, wo ein treuer Seelsorger mit seiner Gemeinde in gegenseitiger Liebe verwachsen ist, die Auswanderungsagitation machtlos ist. Möchte dem Jubilar ein friedlicher Lebensabend nach der langen Arbeitszeit beschieden sein.
Hohenbach 1908
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Retrospective of Senior Zipser’s work
Source: Evangelisches Gemeindeblatt für Galizien und die Bukowina, Sep 1908, p. 7.
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Das Jahr 1908 ist für unsere Gemeinde ein Freudenjahr, zugleich aber auch ein Jahr des Leides. Im Mai diesen Jahres konnten wir das 125-jährige Jubiläum des Bestandes unserer auch heute noch festgeschlossen dastehenden deutsch-evangelischen Gemeinde feiern. Ende September wollen wir das 40-jährige Amtsjubiläum unseres allverehrten Pfarrers und Seniors Karl Johann Zipser begehen. Aber ein bitterer Wehrmutstropfen fällt in den Freudenbecher. Unser geliebter Seelsorger verlässt Anfang Oktober Hohenbach und tritt in den wohlverdienten Ruhestand! Was Herr Senior Zipser für uns war, besagt folgender Rückblick über sein 40-jähriges Wirken in Hohenbach.
Nachdem in einem Zeitraum von 83 Jahren 10 Pfarrer die Gemeinde betreut hatten, trat im Jahre 1868, am 1. Oktober, Herr Pfarrer Zipser sein Amt hier an. Seine erste Aufgabe war es, ein entsprechendes Pfarrhaus aufzubauen, was ihm auch mit treuer Bruderhilfe im Jahre 1869 gelang. Mit der Errichtung dieser freundlichen Rüst- und Werkstätte für die geistliche Arbeit war die erste Sorge glücklich beseitigt. Allein ein weit größerer Kummer lastete seit Jahren schon auf der Gemeinde. Das alte Bethaus, das ehemalige “Backhaus”, war durch eine verheerende Feuersbrunst im Jahre 1801 in Flammen aufgegangen, ein neues an die Stelle des alten im Jahre 1802 aus Holz errichtet worden. Aber nun war dasselbe nicht nur räumlich gänzlich ungenügend, sondern auch vollkommen baufällig, sodass man ohne große Schwierigkeit einen Stecken durch die Wand stoßen konnte.
Dieser Übelstand war himmelschreiend! Da machte sich der arbeitsfreudige, rüstige Herr Pfarrer daran auch den Bau einer neuen Kirche durchzuführen. Wohl war er sich im Vornhinein bewusst, dass die von vielen und großen Schicksalsschlägen heimgesuchte Gemeinde in ihrer Armut dieser Aufgabe nicht gewachsen sein werde. Aber im Vertrauen auf den lieben Gott und die Güte teuerer Brüder und Schwestern schritt er im Jahre 1874 ans Werk. Unendliche Schwierigkeiten waren zu überwinden und könnte man über diesen Kirchenbau wahrlich ein umfangreiches Buch schreiben. Obwohl böswillige Menschen selbst aus der Gemeinde dem guten Werke schaden wollten, so arbeitete der Herr Pfarrer dennoch unverdrossen weiter. Da trat im Baue ein Stillstand ein – es war kein Geld mehr vorhanden. In dieser größten Not vollbrachte Pfarrer Zipser seine größte Tat, die für die Gemeinde von unsagbarem Segen war, die aus Hohenbach das gemacht hat, was es ist, eine schöne, freundliche Gemeinde. Seinen rastlosen Bemühungen gelang es nämlich auf der Hauptversammlung des Gustav-Adolf-Vereins in Potsdam die Hauptliebesgabe von ca. 40000 K zu erlangen. Nun konnte der Kirchenbau weitergeführt werden und im Jahre 1876 wurde die neue, schmucke, im romanischen Stil erbaute Kirche eingeweiht.
Seine nächste Sorge galt nun der evangelischen Schule und konnte am 25. Oktober 1892 das allen modernen Anforderungen entsprechende neu aufgeführte Schulgebäude seiner Bestimmung übergeben werden. Aber auch für die Filialgemeinden wurde gesorgt und geschafft. In Padew wurde eine evangelische Schule gegründet und ein Bethaus aufgebaut, in Reichsheim eine neue Schule gebaut.
In dieser arbeitsreichen Zeit hatte Herr Pfarrer und Senior Zipser eine treue Mithelferin an seiner werten Frau Gemahlin. Überall, wo es galt Not zu lindern, Arme zu trösten, Kranke zu pflegen, da war die gute Frau Senior zu finden. Auch ihr haben wir es zu verdanken, dass der Herr Senior gar manchen Ruf ablehnte, der ihm hätte eine sorgenfreies Leben gewähren können. Darum Dank, heißer, inniger Dank der gütigen Frau Senior, die für die Gemeinde ein Engel im wahrsten Sinne des Wortes war. Unsagbares Weh ergreift unser aller Herzen bei dem Gedanken, dass wir unser Pfarrerpaar verlieren sollen, an dem wir mit der größten Liebe hängen. Ich fühle mich eines Sinnes mit der ganzen Gemeinde, wenn ich in Dankbarkeit bitte: Lieber, gütiger Gott! Vergelte ihm reichlichst die uns bewiesene Güte, Liebe und Treue, schenke ihm einen recht langen, frohen Lebensabend! Im Namen der dankbaren Gemeinde Hohenbach:
[Roland]
Hohenbach 1908
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Election of pastor Kirchschlager and Senior Zipser’s 40th anniversary
Source: Evangelisches Gemeindeblatt für Galizien und die Bukowina, Oct 1908, p. 6.
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Dienstjubiläum, Pfarrwahl.
Die Feier des 40-jährigen Dienstjubiläums des Herrn Seniors Karl Johann Zipser, dessen bereits in Nr. 9 des Gemeindeblattes gedacht wurde, ist nun auf den 4. Oktober festgelegt worden. Die Gemeinde rüstet sich bereits diesen Tag in würdiger Weise zu begehen. Sie wird die große Freude haben, den Oberhirten unserer Diözese, Herrn Superintendent Fritsche bei dieser Gelegenheit in ihrer Mitte zu sehen. Herr Senior Zipser legt am 4. Oktober zugleich das Senioratsamt des westlichen Seniorats nieder, welches er durch 32 Jahre mit großen Segen bekleidet hat.
Zum Nachfolger Zipsers im Pfarramt wurde bereits Herr Pfarrer Fritz Kirchschlager, bisher in Zaleszczyki, gewählt. Derselbe dürfte Ende Oktober in die neue Stelle übersiedeln. Gott verleihe ihm und der Gemeinde dazu seinen reichen Segen.
Hohenbach 1908
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Senior Zipser’s 40th anniversary
Source: Evangelische Kirchen-Zeitung für Österreich, 01.10.1908, p. 13.
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Amtsjubiläum.
Am 4. Oktober begeht die evangelische Gemeinde in Hohenbach (Galizien) das 40-jährige Amtsjubiläum des um seine Gemeinde und sein Seniorat hochverdienten Seniors und Pfarrers Karl Johann Zipser. Da er aber mit Anfang Oktober in den wohlverdienten Ruhestand tritt, wird die Festesfreude begleitet sein von dem Weh des Abschiedes. Seit dem Jahre 1868 betreute Senior Zipser die Gemeinde Hohenbach, welche im Mai diesen Jahres ihren 125-jährigen Bestand feierte. Mit freudigem Eifer hat er sich stets seiner Arbeit hingegeben. Unter seiner Leitung ist in Hohenbach ein schmuckes Pfarrhaus entstanden. Im Jahre 1876 konnte die Gemeinde in die neue, schöne Kirche einziehen, welche die Liebe des Gustav-Adolf-Vereines hatte erstehen lassen. Das neue, allen modernen Anforderungen entsprechende Schulgebäude wurde am 25. Oktober 1892 seiner Bestimmung übergeben. Und auch seiner Filialgemeinden hat Senior Zipser gedacht: Padew erhielt eine evangelische Schule und ein Bethaus, Reichsheim eine neue Schule. Mit innigem Dank und ehrfurchtsvoller Liebe blickt die Gemeinde zu ihrem Seelsorger empor. Manche schöne Ehrung ist dem um die evangelische Sache in Galizien so wohlverdienten Manne, an dessen Jubiläumsfeier auch Superintendent Hermann Fritsche aus Biala teilnehmen wird, seitens der Senioratsgemeinde und der Pfarrgemeinde Hohenbach zugedacht. Wir beglückwünschen den Jubilar zu dem würdigen Abschluss seiner 40-jährigen, segensreichen Amtstätigkeit auf das herzlichste.
Hohenbach 1908
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Senior Zipser’s 40th anniversary
Source: Deutsches Volksblatt für Galizien, 09.10.1908, p. 7.
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Der 4. Oktober diesen Jahres, die 40. Wiederkehr jenes Tages, an welchem Seine Hochwürden Herr Pfarrer und Senior Karl Johann Zipser sich in den Dienst der evangelischen Kirche stellte, bildet einen Ehrentag in der Geschichte der Gemeinde Hohenbach, die sein Wirkungskreis ist. Fast ein Halbjahrhundert lang hat diese Gemeinde in dem Gefeierten einen treuen Freund und Berater, der als treuer Sohn seiner Kirche mit hingebungsvoller Liebe die Segnungen derselben seiner Gemeinde zuteil werden ließ und aus dem reichen Born seines edlen Menschenherzens die ihm Anvertrauten beglückte. In treuer Liebe hing er stets seinem treuen deutschen Volk an, dessen Schicksale, Freuden und Leiden stets sein edles Herz bewegten und ihn in der Mitte einer wahrhaft deutschen Gemeinde als liebevollen Förderer seines Volkes fanden. So darf der Jubelgreis, gefeiert von seinen Angehörigen, der Pfarrgemeinde Hohenbach von der Senioratsgemeinde, die ihm in Anwesenheit Seiner Hochwürden des Herrn Superintendenten Hermann Fritsche Ehrungen bereiteten, im Herbst seines Lebens mit Befriedigung auf seine 40-jährige Arbeit zurückblicken. Mit den ungezählten Glückwünschen verbindet die ihrigen auch die Leitung des „Deutschen Volksblattes für Galizien”. Sie alle klingen aus in den einen Wunsch, der Allmächtige möge den Jubilar noch recht lange zur Freude der Seinen und zum Wohle der Allgemeinheit erhalten.
Hohenbach 1908
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Senior Zipser’s 40th anniversary festivities
Source: Evangelisches Gemeindeblatt für Galizien und die Bukowina, Nov 1908, p. 10-11.
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Wie schon in der vorigen Nummer unseres Blattes erwähnt, beging am 4. Oktober diesen Jahres unser hochverehrter Herr Senior Karl Johann Zipser sein 40-jähriges Amtsjubiläum, das zugleich der Tag seines Rücktritts vom Amte sein soll. Gewiss ein seltenes Fest, weshalb die Gemeinde es sich auch nicht hat nehmen lassen, diesen Tag mit einer seiner Bedeutung entsprechenden Feier zu begehen. Hat sie doch ihrem scheidenden Pfarrer ohne Zweifel viel zu verdanken, wie die Kirchen und Schulen in Hohenbach, Reichsheim und Padew noch den nachfolgenden Geschlechtern bezeugen werden. Auf die Einladung der Gemeinde hin, waren fast sämtliche Geistliche des Seniorats, Herr Superintendent Fritsche eingeschlossen, zu diesem Festtage erschienen. Schon am frühen Morgen des schönen Herbstsonntags trafen ferner aus Reichsheim, Padew und anderen Orten sonstige Festgäste ein und lange vor Beginn des Gottesdienstes hatte sich die Kirche mit Feiernden gefüllt. Unter dem Geläute der Glocken kamen dann die Geistlichen, voran der greise Jubilar, in das Gotteshaus gezogen, weißgekleidete kleine Mädchen streuten Blumen vor ihnen her. In seiner Festpredigt, der das Wort des Apostels Johannes “Kinder, es ist die letzte Stunde” (1. Joh. 2, 18) zu Grunde lag, sprach der scheidende Seelsorger in warmen und zu Herzen gehenden Worten seinen Dank, seine Wünsche und Hoffnungen für die Gemeinde aus; manches Auge sah man mit Tränen sich füllen. Gesang des Kirchenchors, eine Ansprache des Herrn Superintendenten, die Verlesung eines Schreibens des k. k. Oberkirchenrates, sowie einer Dankadresse der Pfarrer, Lehrer und Kuratoren des Seniorats, endlich die Enthüllung einer marmornen Gedenktafel, die die Gemeinde als Erinnerung an die langjährige Amtsführung ihres Pfarrers in der Kirche hatte anbringen lassen, füllten die zweite Hälfte aus, an deren Schluss die Lehrer der Gemeinden Hohenbach und Padew in Wort und Tat noch deren besonderen Dank darbrachten. Ein frohes Festmahl, mit manchen fröhlichen Reden gewürzt, beschloss den schönen und erhebenden Festtag.
Hohenbach 1908
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Senior Zipser’s 40th anniversary festivities and retirement
Source: Evangelische Kirchen-Zeitung für Österreich, 01.11.1908, p. 11-12.
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40-jähriges Amtsjubiläum. Abschied.
Am Sonntag, den 4. Oktober laufenden Jahres, wurde in der Gemeinde Hohenbach eine seltene, für die galizische Diaspora geradezu einzigartige Feier begangen. Nach 40-jähriger ebenso treuer wie erfolgreicher Wirksamkeit als Pfarrer der Gemeinde Hohenbach und 32-jähriger verdienstvoller Tätigkeit als Senior des westgalizischen evangelischen Seniorates Augsburgischen Bekenntisses ist Pfarrer und Senior Karl Johann Zipser am genannten Tage in den Ruhestand getreten. 40 Jahre Pfarrer einer galizischen Landgemeinde! Was das bedeutet, kann nur der ermessen, der da weiß, welche hohen Anforderungen das geistliche Amt in Galizien meist an die geistige und physische Leistungsfähigkeit seiner Träger stellt, welche Entsagungen es vielfach auferlegt. Und Senior Zipser hat seine 40 Dienstjahre in treuer Arbeit ausgenutzt. Durch ihn ist die Gemeinde Hohenbach zu dem geworden, was sie ist. Schule, Kirche und Pfarrhaus in Hohenbach, die Schulen und Kirchen in Reichsheim und Padew werden noch späteren Geschlechtern von seiner tatkräftigen Fürsorge erzählen. Den Lehrern, Pfarrern und Gemeinden des Seniorates war Senior Zipser ein warmer Förderer und väterlicher Freund und den Vorgesetzten Behörden waren seine auf reiche Erfahrung sich gründenden Ratschläge stets wertvoll und willkommen.
Die dankbare Gemeinde Hohenbach hat es sich denn auch nicht nehmen lassen, das Doppelfest ihres geliebten Seelsorgers, das Fest seines 40-jährigen Dienstjubiläums und seines Abschiedes von Amt und Würden, überaus würdig zu gestalten, und hatte daher sämtliche Pfarrer des Seniorates zur Teilnahme eingeladen. Diese waren auch fast vollzählig erschienen, an ihrer Spitze Superintendent Fritsche aus Biala, welcher am Vorabend des Festes in einem Viergespann durch die Ortsfeuerwehr in die in hellem Lichterglanze erstrahelnde Gemeinde eingeholt und mit Gesang der Schuljugend und einer Ansprache des Oberlehrers Roland begrüßt worden war.
Der Festtag selbst war von prächtigem Herbstwetter begünstigt. In dem hellen Sonnenschein bot die Gemeinde mit ihren netten Gehöften und im Fahnenschmuck prangenden Häusern, mit Kirche, Schule und Pfarrhaus in der Mitte, ein gar liebliches Bild. Schon frühzeitig sah man zahlreiche auswärtige Glaubensgenossen, vor allem die Presbyterien von Reichsheim und Padew, einfahren und bereits lange vor Beginn der kirchlichen Feier war das geräumige Gotteshaus mit Andächtigen gefüllt. Als dann die Glocken das Zeichen zum Beginn des Gottesdienstes gaben, zogen auch die Geistlichen in die Kirche, voran der Jubilar, welchem weißgekleidete Mädchen Blumen auf den Weg streuten. In der herzandringenden Festpredigt, welche an das Wort Johannis „Kinder, es ist die letzte Stunde!” anknüpfte, gab der Jubilar den Gefühlen Ausdruck, die ihn in der Abschiedsstunde bewegten, den Gefühlen heißen Dankes, tiefer Wehmut und schöner Hoffnung. Man konnte sehen, wie tief diese letzte Predigt die ganze Gemeinde berührte, und in manchem Auge glänzten Tränen des Abschiedswehes. Nachdem der Kirchenchor in anerkennenswerter Weise das Lied „Die Himmel rühmen” zum Vortrage gebracht hatte, hielt Superintendent Fritsche vom Altar aus in warmen Worten an den Jubilar eine Ansprache, in welcher er denselben als ein musterhaftes Vorbild treuer Pflichterfüllung und gewissenhafter Arbeit feierte und ihm seinen, wie auch den Dank der Seniorats- und Pfarrgemeinde übermittelte, worauf er ein ehrenvolles Dank- und Anerkennungsschreiben des k. k. Oberkirchenrates verlas. Während der Ansprache überreichte Superintendent Fritsche dem Jubilar eine Adresse der Pfarrer, Lehrer und Kuratoren des Seniorates nebst Lichtbilderalbum; außerdem sank die Hülle von einer marmornen Gedenktafel, welche die Pfarrgemeinde Hohenbach zum Andenken an die Wirksamkeit des scheidenden Seelsorgers im Altarraum hat anbringen lassen. Zum Schlusse brachten noch Oberlehrer Roland aus Hohenbach und Lehrer Kintzi aus Padew, dieser unter Überreichung einer goldenen Uhr, den Dank und die Segenswünsche ihrer Gemeinden zum Ausdruck.
Nach der kirchlichen Feier fand im Pfarrhause ein durch manch’ gutes Wort gewürztes Festmahl statt. Superintendent Fritsche brachte einen Trinkspruch auf den Kaiser aus, Konsenior Gretzmacher sprach auf den scheidenden Senior, welcher seine Erwiderung in ein Hoch auf den Superintendenten ausklingen ließ, Pfarrer Kirchschlager gedachte der Seniorsfamilie, Pfarrer Harlfinger der Festgemeinde usw.. Ferner kamen zahlreiche dem Jubilar zugegangene Drahtgrüße, darunter solche vom Oberkirchenratspräsidenten Dr. Franz, dem Superintendenten sowie Regierungsrat Dr. Haase und Glückwunschschreiben, zur Verlesung und zeugten von der großen Wertschätzung und Liebe, welcher sich der treue Seelsorger in weiten und angesehenen Kreisen unserer evangelischen Kirche erfreut.
Alles in allem war es eine schöne und würdige Feier, welche die Gemeinde und Amtsbrüder zum letzten Male mit dem langjährigen Pfarrer und Senior vereinigte. Und gewiß hat niemand daran teilgenommen, dessen Gefühle des Dankes und der Wehmut sich nicht aufgelöst hätten in den herzlichen Wunsch: Der gütige Gott erhalte den verehrten und geliebten Jubilar noch lange bei geistigem und körperlichem Wohlbefinden, er schenke ihm einen gesegneten Ruhestand und einen heiteren Lebensabend!
Hohenbach 1908
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Election of pastor Kirchschlager
Source: Evangelische Kirchen-Zeitung für Österreich, 01.11.1908, p. 12.
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Pfarrwahl.
Anstelle des in den Ruhestand getretenen Pfarrers Karl Johann Zipser in Hohenbach ist der gegenwärtige Pfarrer von Zaleszczyki, Fritz Kirchschlager, einstimmig gewählt worden. In dessen Stelle im Senioratsausreits in Kürze erfolgen.
Hohenbach 1909
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Departure of teacher Roland
Source: Deutsches Volksblatt für Galizien, 29.01.1909, p. 7.
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Uns Hohenbacher hat ein trauriger Fall betroffen. Unser vielgeliebter allbekannter und geschätzter Herr Oberlehrer Hans Roland hat uns verlassen um sich einem anderen Beruf zuzuwenden, um sich dem ganzen galizischen deutschen Volke zu widmen. Dieser Umstand tröstet uns über seinen Abgang. Dem Ruf, als Geschüftsleiter und Wanderlehrer des Bundes der christlichen Deutschen in Galizien nach Lemberg zu kommen, leistete er nach reiflicher Überlegung folge, da ihn das Pflichtbewusstsein sein treudeutsches Herz und Gewissen dazu trieben, unseren galizischen Deutschen zu Hilfe zu kommen und unserem nationalen Rettungswerk seine Kräfte zu leihen und mit in den Dienst für unser Volk zu treten. Dass er hier erfolgreich sein kann, können wir Hohenbacher, die ihn mit traurigen und wehem Herzen haben ziehen lassen, am besten und ersten bestätigen; dass er es vermag, beweisen noch deutlicher die schönen und hehren Werke, die er in Hohenbach geschaffen und durch die er uns ewig im Gedächtniss bleiben wird. Wer hat die Schulerweiterung durchgeführt? Wer die Grundlage zur Anstellung eines zweiten Lehrers geschaffen? Wer hat die Feuerwehr organisiert, wer den Kirchenchor gegründet? Herr Oberlehrer Roland ist’s gewesen; er hat alles eingerichtet und geführt; ja, wir Hohenbacher und die, die wissen und uns kennen, können nicht leugnen, dass er es war und ist, der Hohenbach zu dem gemacht hat, was es heute ist, der unsere Gemeinde zu einer der ersten in Galizien hingestellt hat. Und nun, nach dem er fort ist, können wir ihm nur nachrufen: „Lebe wohl! Auf Wiedersehen! Viel Glück und leichtes Gelingen in deiner jetzigen Stellung, in deiner neuen Arbeit! Vergiss uns nie, sowie auch wir dich ewig im Gedächtniss behalten werden! Alle deutschen Volksgenossen in Galizien aber, denen Herr Roland jetzt sich widmen will, können wir zu seiner Wahl beglückwünschen, dass sie solch einen Mann, der immer treu und fest auf seinem Posten ausgehalten hat, als Wanderlehrer und Geschäftsleiter erhalten haben. Zu ihm können wir alle vertrauensvoll aufschauen, an ihn können wir uns wenden, wenn unser Volkstum bedroht wird. Zur Erleichterung seiner schweren Arbeit aber müsst ihr alle mithelfen, müsst auch ihr treu und fest auf eurem Posten stehen, auf dass das hehre Werk unseres „Bundes” das deutsche Volk in Galizien vor Untergang bewahrt und deutsche Art und Sitte erhalten bleibe. Am Wendepunkt dieser Arbeit, an dem unser „Bund” angelangt ist, rufen wir: „Heil dem Wanderlehrer unseres „Bundes”! Heil der guten deutschen Sache”
J. Köhle, Lehrer
Hohenbach 1909
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Departure of teacher Roland and election of teacher Kintzi
Source: Evangelisches Gemeindeblatt für Galizien und die Bukowina, Feb 1909, p. 11.
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Unser vielgeliebter Herr Oberlehrer Hans Roland hat die hiesige Oberlehrerstelle verlassen und sich als “Wanderlehrer und Geschäftsleiter” des Bundes der christlichen Deutschen in Galizien nach Lemberg begeben, von wo aus er sich dem ganzen deutschgalizischen Volke durch Wort und Schrift widmen will. An die hiesige Stelle tritt Herr Oberlehrer Jakob Kintzi aus Padew, wo er sich als tüchtiger Lehrer für die Schule und Gemeinde erwiesen hat. Alle schulamtlichen Schriften sind von nun an erbeten an unseren neu gewählten Herrn Oberlehrer oder an das Schulamt selbst.
Dem abgehenden Herrn Oberlehrer rufen wir ein “Heil und Sieg!” nach, sowie wir den Neuankommenden mit einem dreifachen “Heil!” begrüßen.
Für das Schulamt Hohenbach:
J. Köhle, Lehrer.
Hohenbach 1909
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Departure of teacher Roland and election of teacher Kintzi
Source: Evangelische Kirchen-Zeitung für Österreich, 01.11.1909, p. 11.
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Stellenwechsel.
Oberlehrer Johann Roland hat sein Schulamt aufgegeben und die Stelle eines „Wanderlehrers und Geschäftsleiters” des „Bundes der christlichen Deutschen in Galizien” in Lemberg übernommen. An seine Stelle tritt Oberlehrer Jakob Kintzi aus Padew, wo er bis jetzt zum Wohle der Schule und Gemeinde gewirkt hat.
Hohenbach 1909
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Sales campaign of the women’s association
Source: Evangelisches Gemeindeblatt für Galizien und die Bukowina, Dec 1909, p. 11.
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Frauenverein.
Ein sehr verdienstvolles Werk hat der hiesige evangelische Frauenverein unternommen, indem er den Vertrieb guter Ansichtspostkasten und Wandsprüche besorgen will. Es handelt sich dabei um einen doppelten Zweck. Einerseits soll die schlechte Schundware, welche auf diesem Gebiet massenhaft verbreitet wird, ersetzt werden durch wahrhaft schöne und edle Artikel von künstlerischem Wert und gesunder evangelisch-christlicher Tendenz. Zugleich aber hofft der Hohenbacher Frauenverein auf diesem Wege auch einen Reingewinn zu erzielen, welcher den evangelischen Liebeswerken unserer Diözese zugutekommen soll. Zudem wir auf die Anzeige am Schlusse des Blattes verweisen, wünschen wir dem Hohenbacher Frauenverein zu seinem verdienstvollen Vorgehen den besten Erfolg!
Hohenbach 1910
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Sales campaign of the women’s association
Source: Evangelisches Gemeindeblatt für Galizien und die Bukowina, Mar 1910, p. 11.
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Frauenverein.
Ein sehr verdienstvolles Werk hat der hiesige evangelische Frauenverein unternommen, indem er den Vertrieb guter Ansichtspostkarten und Wandsprüche besorgen will. Wir möchten allen, die für irgend eine Angelegenheit dergleichen brauchen, den Bezug aus dieser Quelle bestens empfehlen, wobei wir darauf hinweisen können, dass z.B. in Stanislau die aus Hohenbach bezogenen Sprüche gerne gekauft worden sind und lebhafte Nachfrage nach ihnen bestand. Es handelt sich dabei um einen doppelten Zweck. Einerseits soll die schlechte Schundware, welche auf diesem Gebiet massenhaft verbreitet wird, ersetzt werden durch wahrhaft schöne und edler Artikel von künstlerischem Wert und gesunder evangelisch-christlicher Tendenz. Zugleich aber hofft der Hohenbacher Frauenverein auf diesem Wege auch einen Reingewinn zu erzielen, welcher den evangelischen den evangelischen Liebeswerken unserer Diözese zugutekommen soll. Zudem wir auf die Anzeige am Schlusse des Blattes verweisen, wünschen wir dem Hohenbacher Frauenverein zu seinem verdienstvollen Vorgehen den besten Erfolg!
Hohenbach 1910
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Results of the sales campaign of the women’s association
Source: Evangelisches Gemeindeblatt für Galizien und die Bukowina, Dec 1910, p. 9.
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Kartenverkauf des Frauenvereins.
Durch die Mithilfe mehrerer Freunde, Freundinnen und einzelner Gemeinden in Galizien und der Bukowina, gelang es dem Frauenverein in Hohenbach im abgelaufenen Jahr eine große Zahl der anerkannt schönen und preiswerten Weihnachts-, Neujahrs-, Oster- und Pfingstkarten abzusetzen. Auch die Geburtstagskarten und solche für den gewöhnlichen Gebrauch fanden guten Anklang.
Deshalb konnten 100 Kronen rein an das Kinderheim in Stanislau und je 30 Kronen an das Schülerheim in Lemberg und an das Waisenhaus in Biala abgeführt werden. Herzlicher Dank gebührt aber auch denen, die treu mitgeholfen haben, die Wege und Mühe nicht gescheut haben, um unseren Anstalten, die, wie wir wissen, um ihre Existenz schwer kämpfen müssen, wenn auch mit einem kleinen Scherflein zu dienen. Brüder, Schwestern! Helft weiter!
Hohenbach 1911
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Dispute between teacher Kintzi and pastor Kirchschlager
Source: Evangelisches Gemeindeblatt für Galizien und die Bukowina, Aug 1911, p. 4-6.
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Die Hohenbacher Streitigkeiten,
welche in der letzten Zeit innerhalb unserer evangelischen Gemeinden so viel Staub aufgewirbelt haben, sind nun glücklich beigelegt worden. Am 20. Juli 1911 fand in Hohenbach eine Verhandlung des westgalizischen Senioratsausschusses statt, die zwar anfangs zu keiner Verständigung führte, schließlich aber doch bewirkte, daß Herr Oberlehrer Kintzi die nachfolgende Erklärung abgab:
“Ich bedauere, daß ich gegen die Gemeinde Hohenbach
Anschuldigungen in übereilter Weise erhoben habe, welche
ohne meinen Willen in den Mitteilungen des Evangelischen
Lehrervereins für Galizien und die Bukowina”, und des
Vereins der deutschen Lehrer in Galizien Z. 2, Stanislau
13. Mai 1911″, veröffentlicht wurden. Ich entschuldige
mich bei der Gemeinde hierfür und nehme auch die in
demselben gegen Herrn Pfarrer Kirchschlager erhobenen
Anwürfe rückhaltslos zurück.”
Hohenbach, 20. Juli 1911. J. Kintzi.
Nachdem bereits in der vorigen Nummer unsres Gemeindeblattes auch die Obmänner der Lehrervereine ihr Bedauern über die vorzeitige Veröffentlichung der Anklagen gegen Herrn Pfarrer Kirchschlager ausgesprochen hatten, könnte die ganze peinliche Angelegenheit nunmehr für abgeschlossen erachtet werden; und es ist gewiß der Herzenswunsch aller derer, die unsere Kirche und unser Volk lieb
haben, daß wir bald von der ganzen Angelegenheit nichts mehr hören. Herrn Pfarrer Kirchschlager und der Gemeinde Hohenbach ist jetzt vollkommen Genugtuung wiederfahren. Andererseits hat auch die Lehrerschaft den Stimmen, welche zur Mäßigung und zum Einlenken rieten, in anerkennenswerter Weise Folge gegeben und dadurch die Bahn frei gemacht für die wichtigen sachlichen Verhandlungen und Beratungen, welche zum Besten unserer Schulen und zur Hebung unseres Lehrerstandes in der nächsten Zeit unabweislich sind.
Die Gerechtigkeit erfordert aber, daß wir aus einem längeren Schreiben, welches uns die Gemeinde Hohenbach und Herr Pfarrer Kirchschlager zugehen ließen, und dessen ungekürzte Veröffentlichung den Rahmen unseres Blattes überschreiten würde, einen Punkt hier berühren. Es ist der Gemeinde Hohenbach sehr übel verdacht worden, dass sich im Zusammenhang mit dem oben erwähnten Streit in Hohenbach die Männer- und die Frauenortsgruppe des Bundes der christlichen Deutschen in Galizien aufgelöst haben. In dem erwähnten Schreiben wird diese Tatsache zu erklären gesucht durch die einseitige Stellung, welche das deutsche Volksblatt für Galizien in dem Streit zwischen Herrn Pfarrer Kirchschlager und Oberlehrer Kintzi zu Gunsten des Letzteren eingenommen hat. Es habe, so heißt es in dem Schreiben, in Hohenbach tief verstimmt, dass das deutsche Volksblatt nicht nur in dem bekannten Artikel “Ein heiliger Kampf”, wenn auch ohne Namennennung, Kirchschlager und die Gemeinde Hohenbach angegriffen habe, sondern dass die Schriftleitung auch die von Herrn Pfarrer Kirchschlager ihr eingesandte Richtigstellung nicht veröffentlichte, und auf 5 rekommandierte Schreiben überhaupt gar keine Antwort gab.
Dieses Vorgehen des Volksblatts wird gewiss niemand billigen, und namentlich die Geringschätzung eines deutschen Pfarrers, welche in der beharrlichen Nichtbeantwortung seiner Zuschriften liegt, musste aufs Äußerste verstimmend wirken; und die Vertreter der evangelischen Kirche im deutschen Volksrat haben diesbezüglich auch keinen Zweifel darüber gelassen, daß bei öfterer Wiederholung solcher Vorfälle ernste Konflikte eintreten müssten.
Ein Irrtum ist es aber, wenn die Gemeinde Hohenbach in dem erwähnten Schreiben von einer einseitigen Stellungnahme des Bundes der christlichen Deutschen in dieser Sache redet. Der Bund hat überhaupt keine Stellung zu dieser Frage eingenommen, weder der Ausschuss noch irgend eine sonstige Vertretung desselben. Es ist eine häufige Verwechslung, die erklärlich aber darum nicht minder schädlich ist, wenn man den Bund für alles verantwortlich machen will, was im Volksblatt steht. Das Volksblatt ist ein politisches Blatt, der Bund ein unpolitischer Schutzverein, der zwar zu seinen Veröffentlichungen dasVolksblatt benutzt, und es insofern als Organ bezeichnet, aber keineswegs für alle Artikel desselben verantwortlich ist. Das Volksblatt ist ein Sprechsaal für alle Deutschen unseres Landes, es soll wenigstens diese Bedeutung haben, und es ward seinem eigenen Prinzip untreu, wenn es im vorliegenden Falle sich nur zum Sprachrohr einer einseitigen Richtung machte. Der Bund dagegen, hat sein durch seine Statuten klar vorgezeichnetes Arbeitsprogramm, ein Programm über dessen Nützlichkeit schon heute kein Wort mehr verloren zu werden braucht. Der Bund will den deutschen Gemeinden Galiziens, den evangelischen so gut wie den katholischen in wirtschaftlicher, kultureller und völkischer Beziehung helfen; und er hat das in den vier Jahren seines Bestehens in so reichem Maße und in so erfolgreicher Weise getan, daß darüber in allen andern deutschen Gauen, soweit die deutsche Zunge klingt, nur eine Stimme der Bewunderung und des Lobes ist. Aus diesem Grunde halten wir es auch für eine Pflicht aller deutschen Gemeinden, an der Bundesarbeit teilzunehmen, und das Ihre dazu beizutragen, daß sie immer erfolgreicher werde.
Wer die letzten beiden Jahrzehnte in unsrer evangelischen Kirche in Galizien mit durchlebt hat, der wird bei ruhiger Erwägung immer nur wieder Gott danken können, dass er grade im rechten Moment die großartige Schutzarbeit des Bundes hat entstehen lassen. Seit dem Ausgang des vorigen Jahrhunderts kränkelten unsre deutschen Gemeinden in Galizien. Von der Regierung wegen ihres Deutschtums
vernachlässigt, untereinander durch die weiten Entfernungen vielfach nur lose verbunden, von den Deutschen des Westens und des Reichs häufig als verlorene Posten angesehen, suchten sie vielfach ihr Heil in der Auswanderung. Es ist noch in frischem Angedenken, wie diese Auswanderung im Jahre 1903 so große Dimensionen annahm, daß auch unser evangelisches Kirchen- und Schulwesen in seinen Grundfesten erschüttert wurde. Damals versammelten sich in Lemberg die Vertreter unserer Gemeinden, um angesichts der drohenden Lage Stellung zu nehmen. Sie beschlossen auf der von den Vätern ererbten Scholle auszuharren, aber es war zugleich auch nur eine Stimme der Überzeugung: Wenn nicht bald etwas Gründliches geschieht zur wirtschaftlichen Stärkung unsrer Gemeinden, zu ihrer kulturellen Hebung und zur Sicherung ihres deutschen Volkstums, dann sind sie doch auf die Dauer nicht zu retten. Es bildete sich damals das “Aktionskomitee für die deutschen evangelischen Gemeinden Galiziens und der Bukowina”, dessen Organ unser Gemeindeblatt in den ersten Jahren seines Bestehens war. Dieses Aktionskomitee, lediglich auf die evangelischen Gemeinden beschränkt, hatte zwar die besten Absichten, und gab auch hier und da wertvolle Anregungen, aber zu einer wirklich durchgreifenden Hilfe kam es nicht. Da entstand im Jahre 1907 fast plötzlich und für viele wie eine große Überraschung der Bund der christlichen Deutschen, und was bisher nicht gelungen war, das ist durch diese Organisation in kurzer Zeit gelungen: Die Schaffung einer Zentralstelle für das galizische Deutschtum, die Gewinnung des deutschen Schulvereins zu einer großzügigen Hilfstätigkeit die Gründung des Verbandes deutscher Raiffeisenkassen, und die fast völlige Überwindung der Auswanderungsbewegung.
Wir haben von Anfang an in der Entstehung des Bundes und seiner erfolgreichen Tätigkeit eiu höheres Walten erkannt. Und an dieser Stelle dürfen wir wohl offen sagen, wir haben darin auch eine Erhörung der Gebete treuer evangelischer Männer gespürt, die in jenen Zeiten der Ratlosigkeit ihre Augen zu ihrem Gott erhoben. Dass nun der Bund auch manche Fehler macht, dass seine Organe sterbliche Menschen sind, dass vieles immer noch besser sein könnte – wer wollte das leugnen? Aber wenn wir Unvollkommenheit schon innerhalb der Kirche ertragen, deren Organe ja auch fehlerhafte Menschen sind, wieviel mehr müssen wir sie innerhalb weltlicher Arbeit uns gefallen lassen? Nicht durch Austritt aus derselben oder kritisches Beiseitestehen werden wir weiterkommen, sondern dadurch, dass wir innerhalb der gemeinsamen Organisation nach bestem Wissen und Gewissen unseren Standpunkt vertreten, und auch hier vor allem die schönste christliche Kunst des gegenseitigen Sichtragens, Sichvergeben, und der geduldigen Liebe, die alles glaubt, hofft und duldet, üben.
Die Erregung, welche die Gemeinde Hohenbach wegen des oben erwähnten Artikels ergriff, war durchaus begreiflich. Wir hoffen aber, daß diese wackere deutsche Gemeinde dadurch nicht etwa sich veranlasst sehen wird, nun etwa dauernd den großen gemeinsamen Ausgaben gegenüber fernzustehen, in einer Zeit, wo gemeinsame Arbeit für die großen gemeinsamen Güter unseres Volkes mehr wie je nottut.
Hohenbach 1911
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Women’s association’s successes
Source: Evangelisches Gemeindeblatt für Galizien und die Bukowina, Dec 1911, p. 15-16.
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Der Winter mit seinen langen Abenden kommt, es kommt die Zeit, da unsere Grundwirte und Wirtsfrauen im gemütlichen Stübchen mit ihren Kindern beisammen sitzen und allerhand Kurzweil suchen. Manch schönes Buch oder eine gute Zeitung wird gelesen, oft bringt auch der Nachbar etwas, das interessiert. Mit dem Winter ist auch für die verschiedenen Vereine, insbesondere auch für unsere Frauen- und Jungfrauenvereine die Zeit regerer Tätigkeit gekommen. Das Frühjahr, der Sommer und der Herbst sind Jahreszeiten, in welchen die Vereinstätigkeit unter dem fleißigen und sparsamen Schwabenvolke wenig Leben zeigt. Der Wirtschaft ist das Hauptaugenmerk zugekehrt, Langeweile oder Kurzweil sind unbekannte Gäste.
Die Zeit ist auch für den Hohenbacher Frauenverein hereingekommen. Manches Gute hat er seiner Gemeinde schon geleistet. Die Kirche und unsere Schuljugend wissen davon zu erzählen. Die Altarbekleidung strahlt in schönem Glanze und die Leidtragenden sehen ihren geliebten Toten auf einem würdigen Bahrtische mit schlichter Bekleidung links und rechts je 3 schöne, einfache Leuchter aufgebahrt.
Unvergesslich ist der liebliche Weihnachtsabend, der nun bald wiederkommt. Ein Familienfest, an dem die Augen der Kinder strahlen und Freudentränen die Augen der Eltern netzen. Aber so recht heimlich und unvergesslich hat das Weihnachtsfest den Kindern erst der Frauenverein dadurch gemacht, dass er unter die großen lichtflutenden Weihnachtsbäume alljährlich Geschenke für jedes der Schulkinder legt,
auf die die Sehnsucht der Kleinen schon Tage zuvor gerichtet ist.
Heuer kommt durch sein Bemühen sogar eine große Uhr mit 4 Zifferblättern in den Turm der Kirche, die nicht weniger als rund 2000 Kronen kostet. Noch steht sie verpackt im Kirchturme. Aber bald wird sie schlagen und schlimmen Zungen sagen, dass es dann in Hohenbach nur mehr eine Uhr geben wird. Von den 2000 Kronen deckt der Frauenverein 1000 Kronen, während eine Sammlung in der Gemeinde rund 700 Kronen ergab. Für 60 Wirtschaften immerhin genug. Um den noch ungedeckten Rest von 300 Kronen ist uns nicht bange. Unsere wackeren Frauen, die mit Gottes Hilfe noch stets vollbracht haben, was sie durchführen wollten, werden auch hierin weitere Gebefreudigkeit bekunden.
Wie alljährlich, so konnte der Frauenverein auch heuer wieder einen ansehnlichen Reingewinn vom Verkaufe von Weihnachts-, Osterkarten und Wandsprüchen den evangelischen Werken der Barmherzigkeit und Liebe in Galizien zuwenden. Das Kinderheim in Stanislau erhielt K 130 – gegen K 100, das Schülerheim in Lemberg K 50 – gegen K 30 und das Waisenhaus in Biala auch K 50 gegen K 30 im Vorjahre. Außer diesen Beträgen übergab der Frauenverein durch Sammlung im eigenen Kreise auch heuer K 50 dem Gustav Adolf-Vereine, so dass er mit Schluss dieses Jahres auf eine gewiss gesegnete Zeit zurückblicken darf.
Nicht vergessen wollen wir anzuführen, dass unsere Frauen wackere Bundesmitglieder waren und eine eigene Frauenortsgruppe innerhalb des Frauenvereinsverbandes hatten und dass diese sehr geblüht hat. Es wurden für 1910 K 33 an den Bund von unseren Frauen abgeführt. Es tut im Herzen sehr weh, wenn man sieht, dass dieses schöne Verhältnis zum Bunde arge Trübung erhalten hat. Aber wir hoffen, es wird darin bald besser werden.
Der kommende Winter birgt gewiss viel Gutes und Segensreiches in seinem Schoße für unseren Hohenbacher Frauenverein. Möchte Gott unseren lieben, guten Schwestern in demselben, deren wir nun schon 55 gegen 31 im Jahre 1909 zählen, recht viel Liebe und Freude schenken! Mögen aber auch die, die durch den Verkauf von Karten und Wandsprüchen mit mancherlei Plage und Mühe die Hilfe für die Werke der Liebe in unserer Diözese erhalten und vergrößern helfen, nicht nur innigen Dankes versichert sein, sondern treu weiterhelfen, damit Alles in Allem, die Hauptsache, “des Herren Reich”, vergrößert und gestärkt werde, denn Christus sei der Anfang und das Ende all unserer Arbeit.
Hohenbach 1911
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Church concert
Source: Evangelisches Gemeindeblatt für Galizien und die Bukowina, Dec 1911, p. 16.
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Kirchenkonzert.
Am Kirchweihfeste (15. Oktober 1911) gab der evangelische Kirchenchor in Hohenbach in der Kirche daselbst ein Konzert, das zweite seit der Gründung des Chores. Der Besuch aus Hohenbach, wie auch aus Padew und Reichsheim war sehr gut, und man sah hier deutlich, dass die lockende Kirchweihmusik bei unseren Leuten den Sinn für das Schöne, Edle und Gute nicht betäuben kann.
Der Chor wurde in kräftigster Weise durch die Mitwirkung von Herrn und Frau Pfarrer Kirchschlager, welche mehrere Sologesänge und Duette vortrugen, und des Violinquartetts unter Leitung des Herrn Oberlehrers Kintzi unterstützt. Auch hier sei der beste Dank dafür ausgesprochen.
Hunderte brennende Kerzen erhöhten den Eindruck, den das Vorgetragene auf die lauschende Menge machte. Der Gemeindegesang “Nun danket alle Gott” schloss das gelungene Werk. Der Reingewinn betrug 42 K und floss der Kasse des Kirchenchores zur Anschaffung von größeren Werken zu. Der Kirchenchor zählt derzeit 35 Mitglieder. Möge er weiter mit Gottes Hilfe in evangelischem Geiste wirken und oft die Gemeinde mit evangelischen Liedern erfreuen!
Hohenbach 1913
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Opening of the new school building
Source: Evangelisches Gemeindeblatt für Galizien und die Bukowina, Nov 1913, p. 12.
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Schulweihe.
Am Sonntag den 2.November dufte die schöne über 300 Seelen starke Gemeinde Hohenbach ein großes Freudenfest feiern: die Weihe ihrer prächtigen, neuen, einstöckigen Schule, wohl eine der schönsten Jugendbildungsstätten in den evangelischen Siedlungen unseres Landes. Der Festgottesdienst versammelte am Vormittag eine große feiernde Gemeinde im schmucken Gotteshause. Der Ortspfarrer sang die Liturgie. Die Festpredigt hielt Pfarrer Heinrich Czerwenzel aus Jaroslau. Im Anschluss an die Sonntagsepistel Kol. 1, 9-14 sprach er von der herrlichen Aufgabe der evangelischen Schule. Sie soll ein Geschlecht erziehen, das sich auszeichnet 1. durch geistgewirktes Wissen, 2. durch kraftvolle Taten, 3. durch sieghafte Standhaftigkeit, 4. durch sonniges Gemüt. Nach einer Darbietung des Kirchenchores begab man sich im feierlichen Zuge, an dessen Spitze die Schuljugend schritt, vor das der Kirche gegenüberliegende prächtige, mit Fahnen und Grün geschmückte Schulhaus. Nach dem allgemeinen Gesang eines Lobliedes hielt Pfarrer Gerstberger aus Neu-Sandez vom schmucken Balkon der Schule aus an die auf dem Platz vor der Schule versammelte Festgemeinde die Weiherede im Anschluss an das Psalmwort: Gelobt sei der Herr täglich. Gott legt uns eine Last auf; aber er hilft uns auch” (Ps. 68, 20). Der gnädige Gott werde die tapfere Gemeinde, die es gewagt hat, den zu Großem bestimmten Bau mit einem Kostenaufwand von mehr als 20.000 Kronen auszuführen, nicht im Stiche lassen und ihr durch treuer Glaubensbrüder und Volksgenossen Hand helfen, die beträchtliche Schuldenlast von 8000 Kronen nicht nur zu tragen, sondern auch abzuwälzen. Der provisorische Schulleiter Herr Rudolf richtete eine kurze Ansprache an die feiernde Gemeinde und die Eltern der Schuljugend. Nach einem Vortrag des gemischten Chors sprach Pfarrer Czerwenzel das Weihegebet und erteilte den Segen. Begeistert stimmte die ganze Versammlung zum Schluss die Volkshymne an.
Nun folgte die Besichtigung der Schule. Das Erdgeschoss des Gebäudes wird von der alten Schule gebildet, die natürlich entsprechend umgebaut wurde. Es enthält die Wohnung des Schulleiters, die Schulkanzlei, ein Klassenzimmer und ein Lehrmittelzimmer; der neuaufgebaute erste Stock einen 120 m² großen Gemeindesaal, das zweite Lehrzimmer und einen Wohnraum für die zweite Lehrkraft. Die schönen, hellen, lustigen Räume gefielen allgemein.
Ein einfaches Mittagsmahl vereinte die zahlreichen auswärtigen Gäste und die Honoratioren der Gemeinde in einem Klassenzimmer der neuen Schule. Töchter der Gemeinde reichten die Speisen. Nach Tisch fuhren einige Wagen vor und brachten die Gäste zu der alten Eiche, unter der die deutschen Einwanderer, die Ahnen der heutigen Hohenbacher Deutschen, vor 128 Jahren letzte Rast hielten, ehe sie das ihnen zugeteilte Siedlungsgebiet erreichten.
Bei einbrechender Dunkelheit erstrahlten die Fenster der schmucken, sauberen, fahnengeschmückten Hohenbacher Häuser in hellem Kerzenlicht. Selbst das alte Mütterlein, das in dem altersschwachen, aus Kaiser Josefs II. Zeit stammenden Hause wohnt, stellte ein Freudenkerzlein ins Fenster!
Ein Familienabend vereinte noch einmal Gäste und Gemeinde zu frohem Zusammensein und einer Gedächtnisfeier der Heldenzeit der Befreiungskriege im Schulsaale. Pfarrer Kirchschlager begrüßte die auswärtigen Gäste, außer den bereits Genannten die Herren: Professor Dr. Schneider aus Lemberg, Lehrer Mauthe aus Lemberg, Verbandssekretär Mikesch aus Dornfeld, Oberlehrer Kurator Harlos aus Jaroslau, Oberlehrer Anweiler aus Neu-Sandez, die Lehrer Fischer aus Majkowice, M. Harlos aus Reichsheim, Dümler aus Königsberg und Daum aus Steinau, Herrn und Frau Spohn aus Neu-Sandez, die katholischen Volksgenossen aus Schönanger u. a. und verlas die eingegangenen Glückwunschschreiben und Drahtungen: so von dem durch Krankheit zur Teilnahme an der Feier verhinderten Bezirkshauptmann Tyrovicz aus Mielec, von Herrn Senior Böhringer, Senior Royer, dem früheren verdienten Pfarrer der Gemeinde, Senior Zipser, einer Reihe Pfarr- und Schulämter, der Männerortsgruppe des B. f. d. D. i. A. zu Darmstadt, dem deutschen Schulverein, einigen Söhnen der Hohenbacher Gemeinde, die in Westösterreich angesehene Stellungen bekleiden, u.a. Dr. Schneider überbrachte persönlich die Grüße und Wünsche der Bundesleitung, Lehrer Mauthe die des Deutschen Schulvereins. Lehrer Daum aus Steinau ließ in glänzender Rede die große Zeit der Freiheitskriege vor unseren Augen lebendig werden, Lehrer Rudolf erfreute uns mit köstlichen Darbietungen des Kirchenchores, der Hohenbacher Musikkapelle und der Ausführung zweier Schauspiele und eines Singspieles. Lehrer Mauthe erbat in humorvoller Rede Gaben für die Waisen des evangelischen Kinderheims. 35,50 Kronen waren im Nu zusammen. Um Mitternacht schloß die schöne Feier mit kurzen Dankesworten des Ortspfarrers. Der Abschied von dem gastfreien Pfarrhause, den Häusern, in denen wir liebevoll beherbergt wurden, und der schönen sauberen Siedlung fiel uns nicht leicht. Die dort verlebten Freudenstunden werden uns unvergessen bleiben!
C.
Hohenbach 1913
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Opening of the new school building
Source: Evangelische Kirchen-Zeitung für Österreich, 01.12.1913, p. 14.
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In Hohenbach wurde am 2. November das neue einstöckige Schulgebäude, eine der schönsten Jugendbildungsstätten in den evangelischen Siedelungen Galiziens, seiner Bestimmung übergeben. Die Festpredigt hielt Pfarrer Czerwenzel aus Jaroslau, die Schulweihe vollzog Pfarrer Gerstberger aus Neu-Sandez. Ein Familienabend vereinte Gäste und Gemeinde zu frohem Zusammensein und zu einer Gedächtnisfeier der Befreiungskriege im Schulsaal. Die Schule kostet über 20000 Kronen, wovon 8000 Kronen noch ungedeckt sind.
Hohenbach 1914
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Pastor Kirchschlager’s report about the effects of the war
Source: Evangelisches Gemeindeblatt für Galizien und die Bukowina, Nov 1914, p. 12.
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Herrn Pfarrer Kirchschlager ist es gelungen, wieder seine Gemeinden zu erreichen. Er berichtet, dass Hohenbach, Reichsheim und Padew ganz erhalten geblieben sind. Selbst etwas Stroh und Getreide finden sich, aber gar kein Heu und Hafer. Die Russen benahmen sich dort sehr anständig, zahlten zum Teil und raubten nur verlassene Wirtschaften aus, aber die gründlich. Pfarrer Kirchschlager “hat die große Gründlichkeit ihrer Arbeit in seiner Wohnung bewundern können”. Wo Brennholz vorhanden war, blieben die Möbel verschont. Da das Land ganz ausgesogen ist, herrscht große Teuerung. Ein Kilogramm Zucker kostet 2 Kronen 80 h, ein Brot, etwa 3 Pfund schwer, 2 Kronen 40 h. Eier sind nicht zu bekommen, da Geflügel gar nicht oder sehr spärlich vorhanden. Die Leute sind fleißig am Kartoffelausmachen. Hoffnung und Zuversicht lassen wieder dem Acker sein Recht!
Hohenbach 1914
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Pastor Kirchschlager’s report about the effects of the war
Source: Evangelische Kirchen-Zeitung für Österreich, 15.11.1914, p. 8-9.
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Die evangelische Gemeinde und der Krieg.
Pfarrer Kirchschlager sandte an den Superintendenten D. Fritsche vor kurzem folgenden Bericht: “Nach glücklicher Ankunft in Hohenbach gestatte ich mir, nachdem die Post seit gestern wieder amtiert, folgendes zu berichten: Meine Reise von Biala bis nach Hohenbach zu schildern, würde wohl zu weit führen, da ich fast 14 Tage hierzu benötigte. Sie verlief aber glücklich und ich habe das gesteckte Ziel fast vollkommen erreicht. Der geflohene Teil der Hohenbacher Gemeinde ist bis auf eine Familie, die nach Berlin zu Verwandten floh, wieder zurückgekehrt und hoffentlich können auch die Dornfelder, deren einen Teil ich bei Stadlo besucht habe, bald wieder nach Hause.
Unser Dach ist vollkommen erhalten geblieben. Die Kirche ist unbeschädigt, die Schule hat ziemlich gelitten. Das Schulinventar ist vernichtet. Der Schaden, den das Dorf genommen, ist dennoch ein großer; denn die Gemeindeglieder wurden völlig ausgeraubt und auch mir hat man außer den Möbeln und wertlosem Gerümpel nichts gelassen. Am ärgsten erging es den Reichsheimern und Badenern, deren Lage verzweifelt sein soll. Leider konnte ich die Gemeinden noch nicht aufsuchen, da kein Pferd aufzutreiben ist und zu Fuß nur bis hin etwa 5 Stunden zu gehen ist. Hand in Hand mit der Beraubung und militärischen Aussaugung des Landes geht eine erschreckliche Teuerung, die, so hoffen wir, bald Nachlassen muss, sollen wir hier nicht in bittere Wintersnot fallen. So zahlt man für 1 Kilogramm Zucker 2 Kronen 80 Heller, für einen Laib Brot, etwa 2 Kilogramm schwer, 2 Kronen 40 Heller! Eier sind überhaupt nicht zu bekommen, da fast das ganze Geflügel gestohlen bzw. verzehrt worden ist.
Wie ich nun hier in Hohenbach eventuell in Dornfeld überwintern werde, ist mir vorläufig unklar. Die Gemeinden werden nach ihrem misslichen Stande an das Zahlen des Gehaltes nicht denken können.”
Hohenbach 1915
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Reports about war damages
Source: Evangelisches Gemeindeblatt für Galizien und die Bukowina, 15.06.1915, p. 12-13.
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Besuch in der befreiten Siedelung. Erlebnisse während der Russenherrschaft.
Herr Lehrer Franz Biciste (derzeit Rechnungs-Unteroffizier der Landsturm-Arbeiterabteilung 1/116, Feldpost 56) berichtet uns unterm 30. Mai: “Gestern war ich in Hohenbach. Die Kolonie ist ziemlich verschont geblieben, die Gebäude sind unversehrt. Die neue Schule hat durch die russische Einquartierung etwas gelitten, namentlich das Schulinventar. Das Pfarrhaus ist ebenfalls unversehrt geblieben. Überhaupt hat der gnädige Gott diese schöne Siedelung vor größeren Unglücksfällen bewahrt, nur durch die Requisitionen haben die Gemeindeglieder etwas Schaden gelitten. Sonst sind die Leute, wie mir mitgeteilt wurde, mit Lebensmitteln reichlich versehen…”
Herr Lehrer Biciste teilt noch mit, dass er in Hohenbach auch einen Pfingstgottesdienst abgehalten hat. Die Freude der Gemeindeglieder hierüber war begreiflicherweise groß. Herr Pfarrer Kirchschlager war fest entschlossen, nach Hohenbach zurückzukehren. Leider teilt uns nun Frau Pfarrer Kirchschlager mit, dass die Reise einstweilen infolge plötzlicher schwerer Erkrankung des Herrn Pfarrers verschoben werden musste. Wir geben auch an dieser Stelle der Hoffnung Ausdruck, daß Herr Pfarrer Kirchschlager durch Gottes Güte baldigst wieder genesenmöge, auf dass er seinen Entschluss ausführen und zu seiner verwaisten Gemeinde zurückkehren könne.Über die Erlebnisse der Hohenbacher während der zweiten Besetzung dieses Gebietes durch die Russen berichtete Herr Nikolaus Duy aus Hohenbach in einem Brief von anfangs Juni diesen Jahres:
“… Am 8. November marschierten die ersten Russen in Hohenbach ein und nun zogen fortwährend Kolonnen durch bis 15. November. Sie nahmen immer Nachtquartier in Hohenbach und forderten bei dieser Gelegenheit gewöhnlich nur Brot und Milch. Bekamen sie dies aber nicht, so befahlen sie einfach, ihnen alles aufzuschließen, worauf sie das ganze Haus durchsuchten und mitnahmen, was ihnen gefiel. So wurde auch Schule und Pfarrhaus durchsucht, im letzteren die eiserne Kasse gesprengt. Als sie in der gesprengten Kasse kein Geld, sondern nur Raiffeisenkassenbüchel, Geschäftsbücher und Papiere fanden, warfen sie wütend alles heraus und durcheinander. Der Obmann der Kasse hat dann die Bücher alle zusammengesucht und an sich genommen die Schuldscheine aber fand eine Frau auf dem Misthaufen und übergab sie dann dem Obmann. Um Weihnachten herum kamen die Russen fast alle Tage mit 10 bis 20 Fuhrwerken um Heu nach Hohenbach und als sie uns alles Heu weggeführt hatten, kamen sie mit oftmals 30 bis 40 Fuhren im Tag um Stroh. Diese Requisitionen dauerten bis Ende April – am Karfreitag zum Beispiel wurden aus Hohenbach 170 Fuhren Stroh weggeführt. Sie haben uns Pferde und Vieh genommen ohne richtig zu zahlen, so dass es heute in Hohenbach wenig Pferde gibt, und an Vieh ließen sie außer etwa rechtzeitig verborgenem wenigen Bestand jedem nur eine einzige Kuh. Auch Schweine nahmen sie weg, wo sie sie fanden, aber es gelang meist den Hohenbachern, ihre Schweine in der Nacht selbst zu schlachten. Pferde nahmen sie uns ohne jede Zahlung weg und für das requirierte Heu, Stroh, Vieh usw. zahlten sie ungefähr ein Drittel bis herab auf ein Viertel des wirklichen Wertes. Auch Hafer und Gerste haben sie genommen und auch hierfür nur sehr geringe Preise bezahlt.
Am 11. Mai zogen die Russen auf der Flucht wieder durch Hohenbach und bald hinterher kamen die ersten österreichischen Patrouillen. Gewaltakte kamen eigentlich nicht vor, nur bekam jeder die Knute zu spüren, der sich der gewaltsamen Requisition etwa widersetzen und sein Eigentum schützen wollte. Im Pfarrhaus liegen Bücher, Schriftstücke, Möbel usw. alles bunt durcheinander. Der Zaun am Pfarrhaus war sehr beschädigt, ist aber bereits wieder ausgebessert. An Brot fehlt es gottlob nicht bei uns, dagegen hat es sehr an Heizmaterial gefehlt – die Leute haben den ganzen Winter über bei Strohfeuer gelebt und gekocht, denn niemand getraute sich in den Wald um Holz zu fahren, selbst wenn er ein Pferd hatte, denn er musste jedesmal fürchten, dass es ihm weggenommen würde. Aus Russland wurde uns Salz, Zucker, Petroleum und Zündhölzer geliefert, wenn auch zu sehr teuren Preisen. Aber wir wollen ja alles gern verschmerzen, was uns genommen worden ist und was wir dulden mussten – wir danken Gott dem Herrn aus vollem Herzen dafür, dass unser liebes Hohenbach unversehrt stehen geblieben ist und nicht das Schicksal so mancher anderen Gemeinde teilen musste!…”
Hohenbach 1915
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Effects of the war
Source: Evangelische Kirchen-Zeitung für Österreich, 01.07.1915, p. 12.
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Hohenbach ist ziemlich verschont geblieben, die Gebäude sind unversehrt. Die neue Schule hat durch Einquartierung etwas gelitten, namentlich die Schuleinrichtung. Gewaltakte kamen eigentlich nicht vor, nur bekam jeder die Knute zu spüren, der sich der gewaltsamen Requisition etwa widersetzen und sein Eigentum schützen wollte. Im Pfarrhaus liegen Bücher, Schriftstücke, Möbel usw. alles bunt durcheinander. Der Zaun am Pfarrhaus war sehr beschädigt, ist aber bereits wieder ausgebessert. An Brot fehlt es nicht, dagegen hat es sehr an Heizmaterial gefehlt; die Leute haben den ganzen Winter über bei Strohfeuer gelebt und gekocht, denn niemand getraute sich in den Wald um Holz zu fahren, selbst wenn er ein Pferd hatte, denn er musste jedes Mal fürchten, dass es ihm weggenommen würde. Aus Russland wurden Salz, Zucker, Petroleum und Zündhölzer geliefert, wenn auch zu sehr teuren Preisen. Pfarrer Kirchschlager, der nach Hohenbach zurückkehren wollte, ist durch schwere Erkrankung daran behindert. Deshalb wird in den nächsten Tagen Pfarrer Gerstberger die Gemeinde besuchen.
Hohenbach 1915
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Illness of pastor Kirchschlager
Source: Evangelische Kirchen-Zeitung für Österreich, 15.10.1915, p. 12.
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Pfarrer Fritz Kirchschlager in Hohenbach, der vor Kriegsausbruch zum Pfarrer der evangelischen Gemeinde Dornfeld gewählt wurde, hat einen Krankheitsurlaub bis zum 1. Mai 1916 erhalten. Er weilt gegenwärtig schwer leidend in Techendorf am Weißen See. Die Vertretung in Hohenbach hat Senior Böhringer aus Stadlo übernommen.
Hohenbach 1915
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Death of Otto Müller
Source: Evangelisches Gemeindeblatt für Galizien und die Bukowina, 15.12.1915, p. 16.
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Am Montag den 16. November fand das Begräbnis eines Mitgliedes unserer Gemeinde (Otto Müller) statt. Herr Otto Müller stand im 41. Lebensjahr. Ein intelligenter Mann, welcher weit und breit großes Ansehen genoss. Aus dem ganzen Umkreis waren Leute erschienen um dem Geschiedenen das letzte Geleit zu geben. Außer der Gattin trauern 4 kleine Kinder um den Verblichenen. Die Gendarmie erlitt auch einen herben Verlust, denn Herr Otto Müller war dem Posten in unserer nicht sehr weit entfernten Nachbargemeinde zugeteilt. Durch die treffenden Trostesworte des Herrn Senior Böhringer wurde so manches Herz weich und so manches Auge von Tränen getrübt. Für Hohenbach bleibt Herr Otto Müller, der in jeder Hinsicht ein Vorbild gewesen ist, unvergesslich.
Hohenbach 1916
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Death of pastor Fritz Kirchschlager
Source: Evangelisches Gemeindeblatt für Galizien und die Bukowina, 15.01.1916, p. 7-9.
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Pfarrer Fritz Kirchschlager.
Wieder ist aus der kleinen Schar treuer Seelsorger in dem galizischen Teil unserer Diözese einer in die Ewigkeit abberufen worden. Der Dritte seit Beginn des Krieges. Und diesmal ist es nicht wie in den beiden vorhergegangenen traurigen Fällen einer, der schon nicht mehr weit von der Schwelle des Greisenalters war, sondern es ist ein junger Mann im blühendsten Alter, einer, auf den wir große Hoffnungen gesetzt und der zu den besten Hoffnungen berechtigte.
Am 1. Januar, 7 Uhr abends, ist in Wien nach langem, schwerem Leiden Pfarrer Fritz Kirchschlager heimgegangen. Nur mit tiefer Wehmut können wir daran denken, dass uns dieser treue und liebenswürdige Mitarbeiter, der bisherige Pfarrer von Hohenbach und erwählte Pfarrer von Dornfeld als Nachfolger von Georg Faust, nun entrissen worden ist.
Wir müssen es uns vorbehalten, eine eingehende Würdigung seines Lebens und Wirkens mit seinem Bilde in einer späteren Nummer zu bringen. Heute sei es dem Herausgeber des Blattes nur gestattet, ein paar kurze Erinnerungen aus seiner persönlichen Erfahrung und den Mitteilungen der nächsten Freunde im Andenken an den Verstorbenen zu geben.
Ich lernte Fritz Kirchschlager erst kennen, als er bereits die Pfarrstelle in Zaleszczyki übernommen hatte. Es war im Jahre 1907. Wir hatten Gustav-Adolf-Fest in Gelsendorf gefeiert und waren im Anschluss daran in Grabowce zu jener denkwürdigen Tagung versammelt gewesen, aus der die Gründung des Bundes der christlichen Deutschen hervorgegangen ist. Einer von den wenigen Pfarrern, die an dieser historischen Versammlung teilgenommen haben, war auch Kirchschlager. Neben ihm stand damals ein anderer, den uns auch jetzt der unerbitterliche Tod entrissen hat, Senior Moritz Royer. So verschieden die beiden Männer und doch so eins in den Grundzügen ihres Wesens: beide echt evangelisch, von einer innersten tiefen Religiösität, treue Bekenner des alten Glaubens und doch voll offenen Sinnes für die Aufgaben der neuen Zeit und beide kerndeutsch und bereit, unermüdlich mit Aufopferung persönlicher Kraft für die Sache des deutschen Volkes in Galizien sich einzusetzen. Ich erinnere mich noch heute der Gespräche, die wir auf der Rückfahrt von Stryj nach Stanislau hatten. Wie freute ich mich, den hochfliegenden Idealismus und den kecken, kühnen Mut des jungen Amtsbruders kennenzulernen. Ich dachte mir im Stillen, solche Leute brauchen wir auf unserem schweren Posten. Leute, die vielleicht manchmal in Sturm und Drang auch etwas überschäumen, aber so klar und aufrichtig, dass man ihnen sofort auf den Grund ihrer Seele blicken kann und sie lieb gewinnen muss! Dann sind wir Freunde geworden, nicht nur Amtsnachbarn, wenn freilich auch bei der weiten Entfernung ein persönlicher Verkehr nicht möglich war. Aber durch langen, brieflichen Verkehr durfte ich immer mehr Einblick gewinnen in die treue Arbeit des jungen Amtsbruders, der die schwierigen Probleme, die das Pfarramt in Zaleszczyki bot, mit frischem Mut anfasste und sie zweifellos wesentlich gefördert hat. Dass ihn dann die Sehnsucht erfasste, mit seiner jungen Kraft in ein größeres Amt eintreten zu dürfen, wird jeder verstehen. Und mit Freuden ist er dann im Jahr 1908 im schönen Hohenbach eingezogen. Da hat er an der Seite seinergleichgesinnten, edlen Gemahlin mit großer Freude sich den Aufgaben eines Seelsorgers einer deutschen Landgemeinde, eines deutschen Dorfpastors hingegeben. Die Liebe und Anhänglichkeit, welcher er sich in Hohenbach erfreute, der tiefe Schmerz, der die ganze Gemeinde erfüllte bei der Nachricht von seiner Erkrankung, sind beredte Zeugen für sein treues Wirken.
Kirchschlager war eine Kampfnatur. Solche, die ihn nicht näher kannten, konnten ihn auch leicht missverstehen. Ein Freund hat einmal von ihm gesagt: “Er stand eigentlich immer auf der Mensur”. Als er in Zaleszczyki war, nahm er den Kampf um die deutsche Matrikensprache und die deutsche Amtssprache im Verkehr mit den politischen Behörden auf. Auch in Hohenbach setzte er diesen Kampf fort und hat sich persönlich hierdurch manche Ungelegenheit bereitet. Wenn ich jetzt die Matriken und Bücher des Pfarramtes Zaleszczyki durchblättere, muss ich manchmal lächeln, mit welcher Konsequenz und Nackensteife Kirchschlager seinen Standpunkt festhielt. Er nahm keine polnische Zuschrift an, sondern schrieb in sein Gestionsprotokoll, wenn er eine solche erhielt, einfach ein „polnische Zuschrift” und legte das betreffende Dokument zu den Akten. Es kam eine Urgenz, die zweite, die dritte, sie wurde immer mit der gleichen Aufschrift „polnische Zuschrift” im Gestionsprotokoll eingetragen. Dass es ihm dann wohl passieren konnte, dass die k. k. Bezirkshauptmannschaft einen Beamten schickte, der persönlich die gewünschte Auskunft aus den Matriken holen sollte, kann nicht verwundern, Kirchschlager würde wohl auf die Dauer auch diesen Standpunkt nicht festgehalten haben und hat ihn nicht festgehalten. Aber er hat darum doch für das gute Recht der evangelischen Pfarrämter in den deutschen Gemeinden Galiziens nicht umsonst gekämpft. Er hat es erleben dürfen, dass gerade während seiner Zeit Verschärfungen der gesetzlichen Bestimmungen über die Berechtigung und den Gebrauch der deutschen Sprache erlassen worden sind, die ihm zum großen Teil recht gaben. Den unerquicklichen Streit, in den der Verstorbene zeitweilig mit der Lehrerschaft verwickelt war, will ich hier nur andeuten. Unsere Lehrer selbst werden jetzt am Grabe des edlen Mannes ihm das Zeugnis nicht versagen, dass er auch in diesem Streite es treu und ehrlich gemeint hatte. Nicht anders war es, wenn er sich gelegentlich mit der Leitung des Bundes der christlichen Deutschen und dem Deutschen Volksblatt in Misshelligkeiten verwickelte. Er war eben überall derselbe: aufrichtig bis zur Schroffheit, geradeaus bis zur gelegentlichen Rücksichtslosigkeit, aber dabei schlicht wie ein Kind, gerne bereit einzusehen, wo er zu weit gegangen war und immer wieder frisch und freudig zur aufbauenden Arbeit. Das beste Zeugnis dafür, wie hoch er eingeschätzt wurde, war eben dieses, dass man nach Fausts Weggang einstimmig ihn für den würdigsten Nachfolger des genialen Vorkämpfers der deutschgalizischen Sache in Dornfeld erachtete.
Kirchschlager hat ein wahrhaft musterhaftes, echt deutsches Familienleben geführt. Seine schwer betroffene Gattin ist die einzige Tochter von Pfarrer Martin Modl, dem bekannten Bielitzer Geistlichen, langjährigen Herausgeber der evangelischen Kirchenzeitung und zuletzt des evangelischen Gustav-Adolf-Boten, dessen Herausgabe Kirchschlager als Erbschaft seines Schwiegervaters übernommen hatte. Schweres hat das Pfarrerehepaar während der Kriegszeit durchmachen müssen. Mit einem großen Teil ihrer Gemeinde mussten sie gleich am Anfang des Krieges flüchten und Hab und Gut hinterlassen, haben große, schwere Verluste gehabt; das Pfarrhaus wurde vom Feinde geplündert und das Eigentum größtenteils vernichtet. Dann aber kam das Schwerere. In seiner Kärtner Heimat, wohin Kirchschlager sich begeben hatte, und wo er anfangs sich in mannigfachster Weise nützlich machte, auch dadurch, dass er in den verschiedenen Gemeinden Vorträge zugunsten der Glaubens- und Volksgenossen in Galizien hielt, und namhafte Beträge zusammenbrachte, erkrankte er an einem Leiden, dessen Natur leider erst zu spät erkannt wurde. Das väterliche kleine Gut in den Kärtner Alpen, wo er sich aufgehalten hatte, musste er nach Ausbruch des Krieges mit Italien verlassen. Er befand sich zuletzt in dem Hospiz der Wiener Stadtmission des evangelischen Zentralvereins für innere Mission. Dort ist er auch heimgegangen. Über seinen Tod und sein Begräbnis schreibt sein treuer einstiger Seelsorger und Freund, Pfarrer Hans Jaquemar, uns folgendes: „Heute habe ich Pfarrer Kirchschlager auf unserem evangelischen Friedhof zur letzten Ruhe geleitet. Seine Frau, Mutter, Bruder und Schwiegermutter waren zugegen; der Oberkirchenrat als Zeichen seiner besonderen Anteilnahme war durch vier Herren (Präsident Haase und die Räte Molin, Opocensky, Putschek) vertreten. Er war an einem schweren Herzleiden erkrankt, wurde monatelang irrtümlich als tuberkulös behandelt und hatte in der letzten Zeit einige Schlaganfälle. Vor 14 Tagen etwa kam er in hoffnungslosem Zustand in unser Hospiz. Es ist mir ein lieber Gedanke, dass er daselbst nach den vielmonatlichen bewegten Zeiten der Flucht einen stillen Hafen gefunden hat, wo er sich wohl und geborgen fühlte und in Treue gepflegt, seine Augen zum letzten Schlummer schließen konnte. Seit dem 28. Dezember lag er bewußtlos und am 1. Januar um 7 Uhr abends ging er heim. Ich sehe es als eine freundliche Fügung an, dass ich ihm, der von der Volksschule an bis zur Matura mein Schüler, auch mein Konfirmand gewesen war, in diesen letzten Tagen zur Seite stehen konnte. Frau Rittmeister Kern, die Vorsteherin unseres Hospizes, hat ihn in wahrhaft mütterlicher Weise gepflegt. Kirchschlager ist 34 Jahre alt geworden und hinterläßt Frau und vier Kinder, von denen das älteste 8 Jahre alt ist”.
So leb denn wohl, Du treuer Bruder, mit schmerzerfüllten Herzen denken wir daran, dass gerade Du, von dem wir so viel erhofften, uns bei dem Wiederaufbau unserer Gemeinden, unserer evangelischen Kirche, unseres deutschen Volkes nach dem Krieg fehlen wirst. Aber der Herr nach seinem unerforschlichen Ratschluss hat es so beschlossen und du hattest es längst in einem Leben voll Kampf, voll Freude und auch voll Leid kennengelernt, deine Hoffnung auf ihn zu setzen. Nun bist Du zu seinem Frieden eingegangen und darfst das schauen, was wir, die wir noch im Kampf stehen, hier glaubend ersehnen.
Z.
Neu-Sandez 1916
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Death of Karl Johann Zipser
Source: Evangelische Kirchen-Zeitung für Österreich, 15.05.1916, p. 5.
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Senior im Ruhestand Karl Johann Zipser ✝.
Am Ostersonntag, den 23. April, früh ist hier nach langem, schwerem Leiden der evangelische Pfarrer und Senior im Ruhestand; Karl Johann Zipser im 74. Lebensjahr gestorben. Er wurde in Bielitz als Sohn des Realschuldirektors Eduard Zipser am 30. Juli 1842 geboren, besuchte das Gymnasium in Teschen, studierte Theologie in Wien, Heidelberg und Zürich und übernahm das evangelische Pfarramt in Hohenbach als Nachfolger des gegenwärtigen mährisch-schlesischen Superintendenten Andreas Glajcar. Vierzig Jahre lang, bis zu seinem im Jahr 1908 erfolgten Scheiden aus dem Amt hat er mit hingebender Liebe und rastloser Arbeit dieser seiner ersten und zugleich letzten Gemeinde gedient. Das Pfarrhaus, die Kirche und die Schule in Hohenbach, die unter seiner zielbewussten Fürsorge entstanden, sowie die Kirche in Padew und die Schulen in Reichsheim und Padew, die in ihrer heutigen Gestalt unter seiner Amtsführung geworden sind, sind die sichtbaren Zeugen seiner gesegneten Wirksamkeit. Den westgalizischen Gemeinden durfte er 32 Jahre lang als Senior mit seiner reichen Erfahrung dienen. Mit aufrichtiger Teilnahme, die vor allem der tiefbetrübten Gattin und den drei erwachsenen Kindern gilt, gedenken auch die Amtsbrüder an den Dahingegangenen mit dem stillen Gelöbnis, ihm, einem der Treuesten und Besten, ein ehrendes Andenken zu bewahren.
Hohenbach 1917
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Inauguration of pastor Wagner
Source: Evangelische Kirchen-Zeitung für Österreich, 01.05.1917, p. 5.
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Amtseinführung.
Am Palmsonntag wurde der hiesige neugewählte Pfarrer Viktor Wagner von Senior Georg Böhringer im Beisein des Pfarrers Hugo Gerstberger aus Neu-Sandez feierlich in sein Amt eingeführt. Der Predigt des neueingeführten Seelsorgers lag das Schriftwort 2. Kor. 1,24 zugrunde. Nachmittags fand im Saal der Schule eine gesellige Zusammenkunft statt, bei der Senior Böhringer und Pfarrer Gerstberger Ansprachen hielten und Lehrer wie Kinder den musikalischen Teil besorgten.