Ranischau Newspaper Articles 1783-1899
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Ranischau 1869
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List of pastors of Ranischau
Source: Halte, was du hast. Illustrirtes evangel. Volks- und Gemeindeblatt aus Oesterreich, 1869, Nr. 5, p. 57-58.
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Ranischau. Der erste Pfarrer dieser Gemeinde:
1) vom 27. Dezember 1787 bis gegen 1791 war M. Philipp Eberhard Kern aus dem damaligen Herzogtum Württemberg;
2) seit 1791 Johann Carl Auer aus Dettingen im Ries;
3) vom Dezember 1804 bis 1817 Johann Tobias Wach aus Nürnberg;
4) von 1818 bis März 1823 Stefan Mitschke, ein Ungar;
5) von 1823-1832 Caspar Sachs, ein Ungar;
nun folgte eine zweijährige Vakanz, worauf 1834 der jetzige Pfarrer Tobias Lindner kam.
Ranischau 1870
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Inauguration of pastor Paul Cholewa
Source: Halte, was du hast. Illustrirtes evangel. Volks- und Gemeindeblatt aus Oesterreich, 20.02.1870, p. 61.
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Die seit 23. Dezember 1868 durch den Tod des verdienstvollen Pfarrers Tobias Lindner erledigte Pfarrstelle zu Ranischau ist nach einjähriger Administrierung durch den Pfarrer in Königsberg am 23. Januar dieses Jahres mit Herrn Paul Cholewa definitiv besetzt worden, dessen Installation an dem genannten Tag vollzogen wurde.
Ranischau 1871
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Struggles of the evangelical parish: poverty, decay, and urgent need for a new parsonage
Source: Halte, was du hast. Illustrirtes evangel. Volks- und Gemeindeblatt aus Oesterreich, 18.06.1871, p. 186-188.
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Zwischen der Wysloka und dem San, Nebenflüssen der Weichsel, in einer mehr als dreistündigen Entfernung von der Eisenbahnstation Rzeszow gegen Norden zu, besitzt die evangelische Diaspora Galiziens eine ihrer inselartig, in dem sonst katholischen Kronland, auftauchenden Seelsorgestationen. Es ist das Pfarramt Ranischau mit 1171 Seelen. Von diesen entfallen auf die Kolonie Ranischau, die 36 Grundwirtschaften zu 14 Joch Acker zählt, 220 und auf die zwei Meilen entfernte, aus 56 Ackergründen bestehende Kolonie Steinau 380. Die beiden genannten Ansiedlungen bilden den Kern der Pfarrgemeinde und zugleich die Sammelpunkte für die übrigen, in vier politischen Bezirken: Rzeszow, Kolbuszowa, Nisko und Tarnobrzeg zerstreuten, als arme Handwerker oder als Bedienstete ihr Brot suchenden 571 Seelen.
Die Auslagen für die Erhaltung der Gotteshäuser, der Pfarr- und Schulgebäulichkeiten, die Dotierung des Pfarrers und der beiden Lehrer, lasten einzig und allein (neben der Beihilfe aus dem Staatspauschale) auf den Kolonien Ranischau und Steinau. Die erstere, zugleich der Sitz des Pfarramtes, ist in einer förmlichen Sandwüste gelegen. Der sterile Boden lässt nur Kartoffeln und Korn sehr kärglich gedeihen, und nicht selten geschieht es, dass die Saat von Windstürmen mit der Wurzel ausgehoben und in Gestalt von Sandwolken davongetragen wird.
In letzter Zeit ist ihre Lage noch trauriger geworden. Auf der Westseite der Kolonie nämlich wurde eine Waldung ausgerodet, deren früher durch die Wurzeln der Bäume zusammengehaltener Boden nun die Westwinde als Flugsand über die gerade ertragfähigeren Felder der Kolonisten hintreiben, wodurch die den Häusern zunächst gelegenen Ackerplätze mit wenigen Ausnahmen unbrauchbar gemacht werden. Überdies haben Feuersbrünste, von welchen mancher der jetzigen Grundwirte auch zwei bis dreimal heimgesucht wurde, die Ersparnisse besserer Zeiten aufgezehrt. So stellt denn jetzt Ranischau ein Bild gänzlicher Verarmung, großen Elends und erbarmungswürdigen Zustands dar!
Und wie steht es um Steinau? Wohl haben die dortigen Kolonisten etwas bessere Ackergründe; stellenweise gedeiht auch Weizen; aber es drückt sie noch eine Kirchenbauschuld von 253 Gulden 47 Kreuzern und zu dieser Last gesellt sich eine neue, unvorhergesehene hinzu: in der neuaufgebauten Kirche hat der Laufschwamm binnen kurzer Zeit das sämtliche Holzwerk zerstört, so dass ihnen eine zu deckende Auslage von 300 Gulden dadurch erwachsen ist. So erweist sich auch die Lage Steinaus als eine höchst traurige.
Und dennoch tritt an diese armen Gemeinden eine sehr schwierige Aufgabe heran, die noch größere Opfer von ihnen verlangt: sie haben keine Wohnung für ihren Seelsorger! Als sie nach seiner Berufung im vorigen Jahr Hand anlegen wollten, um die als Pfarrwohnung dienende hölzerne Hütte in bewohnbaren Stand zu setzen, machten sie die Erfahrung, dass das Holz des alten Gebäudes gänzlich vermorscht sei und sich nur unter Gefahr des Aufgehens in Staub anrühren lasse. Ein in diesem Jahre zu Rate gezogener Bau- und Sachverständiger erklärte die Pfarrwohnung für baufällig, aus Rücksicht der starken Zugluft für gesundheitswidrig und bei dem drohenden Einsturz für lebensgefährlich. Die, zum Besten des Umbaus, eröffnete Subskription konnte voraussichtlich, bei der notorischen Armut der Gemeinden, nur ein Geringes leisten. Der Kostenvoranschlag ersteigt die Höhe des für ihre schwachen Kräfte unerschwinglichen Betrags von 5750 Gulden.
In dieser Not, die dringend Abhilfe heischt, wo das alte Gebäude über dem Kopf des Pfarrers einzustürzen droht, bittet nun die Pfarrgemeinde Ranischau ihre Glaubensgenossen:„ Helfet uns unseren Seelsorger aus der Lebensgefahr retten, erbarmet euch unserer Hilfslosigkeit und reichet uns, die wir mit bitterem Mangel ringen, die liebende und aufmunternde Hand zur brüderlichen Unterstützung!”
Oberösterreich 1876
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Vocation of pastor Paul Sliwka
Source: Halte, was du hast. Illustrirtes evangel. Volks- und Gemeindeblatt aus Oesterreich, 19.11.1876, p. 263.
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Oberösterreich. Wahl.
Der bisherige Vikar P. Sliwka in Efferding ist zum Pfarrer in Ranischau (Galizien) gewählt worden und bereits dahin abgegangen.
Ranischau 1880
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Gratitude and ongoing needs
Source: Halte, was du hast. Illustrirtes evangel. Volks- und Gemeindeblatt aus Oesterreich, 19.12.1880, p. 290.
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Dank allen Gönnern und Wohltätern, welche unserer Gemeinde durch Gaben zu Schul- und Kirchenzwecken, durch herzliche Worte der Teilnahme und durch innige Segenswünsche ihre Liebe kundgetan haben, zollen wir hiermit verbindlichsten Dank. Großes ist an uns durch die Liebe getan worden. Aber ach, wir seufzen noch! Noch Größeres ist zu überwinden! Eine Schuld vom Bau ist zu tilgen, unsere Schulen bedürfen der Lehrer, die zu besolden, nach den jetzigen Anforderungen, die Gemeinde nicht im Stande ist; die drei Schulhäuser erfordern gründlicher Reparaturen, die Kirche in Ranischau des Neubaus mit einem Kostenaufwand von 7000 Gulden, die Dotationsfonds für Lehrer und Pfarrer verdienen noch mehr Unterstützung, da andernfalls des Kirchenwesen selbst zusammenbrechen muss. Einen Pastorationsfond für die Diaspora in dem weiten Gebiet der Gemeinde ersehnt besonders das entfernte Pysznica, da der Pfarrer ohne Beihilfe unsrer evangelischen Brüder zu den Entfernten nicht kommen kann.
Die Rufe: „Komm herüber und hilf uns!” tönen von allen Seiten zu uns herüber, aber kein Rettungskahn nähert sich. Darum rufen wir auch den teuren Brüdern flehend zu: „Rüstet uns aus, machet die Steige richtig und ebnet die Wege!“ Ja, segnet uns, liebe Brüder, in allerlei Weise! Gott lohne es an Euch!
Ranischau, im Dezember 1880.
Ranischau 1886
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School history and finance
Source: Evangelische Kirchen-Zeitung für Österreich, 01.04.1886, p. 14-15.
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Von der evangelischen Schule.
Die alte hölzerne Kirche, das neue freundliche Pfarrhaus, ein ziemlich gut erhaltenes hölzernes Haus, der “Pfarrwitwensitz” und die evangelische Schule stehen nebeneinander in der Mitte der langen, linken Häuserreihe der Kolonie, versteckt hinter einer Allee hoher Pappeln, Birken und wilder Kastanien und umgeben von zahlreichen Obstbäumen der zwischen den Häusern liegenden Gärten. Stellt man sich vor eines der kirchlichen Gebäude und schaut die lange Straße entlang, so gewahrt man einen von kleinen Häusern gebildeten großen Platz, den sogenannten “Ring” von Ranizow. Ranischau, die deutsche Kolonie, und Ranizow, der polnische Marktflecken, mit schöner katholischer Kirche, k. k. Postamt und neugebauter, öffentlicher Schule, grenzen mit ihren letzten Häusern aneinander wie Bielitz-Biala, sind aber zwei selbstständige, politische Gemeinden, die eine deutsch, die andere polnisch. Der stete Handel und Verkehr, besonders an Wochenmarkttagen, haben die Grenzscheide zwischen beiden Orten beinahe völlig aufgehoben. Aber warum diese Skizze der Örtlichkeit? Nun darum, weil diese die ganze Gefahr für unsere deutsche, evangelische Schule ahnen lässt. Freilich, so lange sie aufrecht besteht, wird sie die geistige Grenzscheide zwischen hüben und drüben, die unleugbar gegenwärtig mit allen Merkmalen des Glaubens und der Nationalität vorhanden ist, gleichfalls aufrecht erhalten. Aber wie lange wird sie es können? Eine neue katholische, polnische Schule erhalten vom Staat, und ein altes, morsches, hölzernes, kaum bewohnbares Schulhaus, erhalten von 28 Familien, beide in unmittelbarer Nähe! “Zu was braucht ihr denn eine eigene Schule?” tönt der versucherische Lockruf den armen Evangelischen entgegen. “Schickt eure Kinder herüber zu uns! Ihr müsst ohnedies für unsere Schule 75% zahlen. Eure Lehrer, die nach kurzem Aufenthalt immer wieder das Weite suchen, weil sie das Gehalt von 60 fl. nicht bekommen können und in dem morschen Haus nicht wohnen mögen, könnt Ihr ja doch nicht erhalten! Und diese fortwährenden Vakanzen! Wollt ihr Euch wundern, wenn die Drohung zur Ausführung kommt? Ihr habt auch keine Lebensmittel, keine Schülerbibliothek, keinen Schulfond, wohl aber viele Missjahre und darum Wanderbereite – fort wo es besser ist! Doch, das braucht ihr nicht zu tun: gebt nur euren protestantischen Trotz auf!” Wir hören solche Worte, sinnen und fragen im Stillen, ja wie lange noch? Protestantischer Trotz! Altes, morsches Schulhaus! Du redest von alten Zeiten! “Die evangelische Trivialschule in Ranischau,” so erzählt die Schulchronik, “wurde laut hoher Gubernialverordnung vom 5. Juni 1789 und vom 19. November 1792, Z. 35528 bewilligt und gegründet. Der erste Lehrer im Jahre 1780 war ein gewisser Weigel, den Pfarrer Hofmann aus Lemberg gebracht haben soll”. Ihm folgten Martin Gehring, Josef Antler, Jakob Lorenz – der erste “geprüfte Normalschullehrer”, Christian Trakle, Bernhard Flammer, welcher “durch seine tätige Verwendung die Gemeinde wieder in den Besitz ihres im Jahre 1801 durch das Verwaltungsamt gewaltsamer Weise zum Offiziers-Quartier weggenommenen Schulhauses brachte.” Diesen folgten Friedrich Grub, Reinhard Müller, welcher es erlebte, wie am 16. Mai 1824 die Schule “von Christian Köhler, Senior und Distriktsaufseher, in Anwesenheit eines k. k. kreisamtlichen Beatmen visitiert wurde. Im nachfolgenden Jahre hat auch auch der Superintendent X. W. Stokmann die Schule visitiert.” Nach Müller folgten Johann Heinrich Hessler, Heinrich Kraushaar, Ferdinand Mayer, Georg Stwiertnia und im Jahre 1849 Georg Raschke, welcher aber erst mit Dekret vom 7. November 1861, Z. 1189 definitiv angestellt wurde.
Nach seinem im Jahre 1876 erfolgten Tode folgten rasch bis zum Jahre 1883 abermals eine stattliche Reihe von Lehrern und bis Anfang des Vorjahres wieder eine dreivierteljährige Vakanz. Ach, von wie viel Kampf, Not, Unterdrückung, Opfern und Tränen erzählst du altes Schulhaus! Und nun soll die Schulchronik einmal erzählen unseren Nachkommen, erzählen vom “protestantischen Trotz”, der hundert Jahre allen Schicksalsschlägen Widerstand geleistet hat und endlich gebrochen ist, zusammengebrochen mit dem alten Schulhaus? Der Grund zu einem “Schulhausbaufond” wurde in diesen Tagen mit 30 Mark vom Ansbacher Gustav-Adolf-Hauptverein gelegt. Der Zentralvorstand in Leipzig stiftete gleichfalls am Anfange dieses Monats einen “Lehrerdotationsfond” mit 1000 fl. Papierrente zur Erhöhung des Lehrergehaltes. Das Presbyterium in Ranischau gründete einen “Schuldotationsfond” mit 100 fl. zur Anschaffung von Lehrmitteln. Außerdem votierte der hochpreisliche Zentralvorstand zum dem nun schon 100 fl. betragenen Lehrergehalt 25 fl. “Personalzulage”. Nein, “protestantischer Trotz” du brichst nicht! Man stützt dich! Und dich altes Schulhaus stützen wir einstweilen noch mit Balken – der viele Schnell geht vom Dache ab, es wird möglich sein! Aber wie lange? Hilfe, ausgiebige Hilfe von auswärts tut not! Alles ist zu wenig! Rasch, ehe es zu spät wird! Was wird die Schulchronik erzählen?
Ranischau 1897
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Retirement of pastor Karl Freyler and election of pastor Josef Folwartschny
Source: Evangelische Kirchen-Zeitung für Österreich, 15.09.1897, p. 14.
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Pfarrerwahl.
An Stelle des Pfarrers Karl Freyler, welcher das Amt als Seelsorger der hiesigen evangelischen Gemeinde
niedergelegt hat, um im Privatleben ganz der Erziehung seiner Kinder zu leben, ist Herr Josef Folwartschny, gegenwärtig Pfarrer von Bandrow, gewählt worden.
Ranischau 1897
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Inauguration of pastor Josef Folwartschny
Source: Evangelische Kirchen-Zeitung für Österreich, 01.02.1898, p. 14.
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Amtseinführung.
Der 16. Januar diesen Jahres versammelte die Vertreter der gesamten Pfarrgemeinde Ranischau zu einem fröhlichen Feste. Kaum konnte das baufällige Kirchlein die Zahl der herbeigeeilten Gemeindeglieder fassen, welche gekommen waren, der Installation ihres neugewählten Pfarrers Josef Folwartschny, früher Pfarrer in Bandrow, beizuwohnen. Senior Zipser ans Hohenbach, welcher die Installation vornahm, beglückwünschte vor allem die Gemeinde, dass es ihr so bald gelungen ist, an Stelle des verdienten, aus Familienrücksichten in den Ruhestand getretenen Pfarrers Karl Freyler eine bewährte Kraft zu erlangen. Die Installationsansprache sowie die Predigt machten auf die Zuhörer tiefen Eindruck und haben das Band zwischen Gemeinde und Pfarrer fest geknüpft. Pfarrer Folwartschny, der schon seit 2. November vorigen Jahres in Ranischau wirkt, hat es aber auch verstanden, durch sein freundliches Entgegenkommen sich die Herzen der Gemeindeglieder rasch zu erobern. Es harren aber auch seiner schwere Aufgaben. So gilt es, noch in diesem Jahre in der Filiale Steinau den Turm umzubauen, eine neue Orgel und späterhin auch neue Glocken anzuschaffen, die Schulgemeinde Sulichow sehnt sich nach einem Schul- und Bethaus, und endlich hat auch die Muttergemeinde Ranischau ein neues Gotteshaus dringend notwendig. Möge der allmächtige Gott zu diesem Werke ein glückliches Vollbringen geben.
P. S.