Reichsheim Newspaper Articles 1900-1919
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Reichsheim 1908
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About the colony
Source: Deutsches Volksblatt für Galizien, 04.01.1908, p. 8.
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Kurze Beschreibung.
Die Gemeinde Reichsheim wurde im Jahre 1785 gegründet. Die Ansiedler stammten aus Frankfurt am Main., Hessen, Nassau und Württemberg. Zur Zeit der Gründung waren 35 Wirtschaften. In Reichsheim ist eine einklassige evangelische Schule und eine Kirche. Die Schule wurde noch vor dem Jahre 1790 gegründet, was aus einer Urkunde aus dem Jahre 1790 ersichtlich ist, welche von dem damaligen Lehrer Ludwig Martin unterschrieben ist. Seit dem Jahre 1790 waren hier folgende Lehrer: Ludwig Martin, Johann Martin, Maisel, Kehler, Emeritzi, J. Weber, Schröder, Walitza, Reiß, Adam Kaisar, Georg Sikora, Friedrich Weber und gegenwärtig ist Moritz Harlos. Im Jahre 1894 erbielt die Schule das Öffentlichkeitsrecht. (Erlass des hohen k. k. Ministeriums für Kultus und Unterricht vom 28. August 1894, Zl. 18729). Die Unterrichtssprache in der Schule ist die deutsche. Von den 62 schulpflichtigen Kindern sind 55 deutsch, 2 polnisch und 5 jüdisch. Die Kirche wurde im Jahre 1835 gebaut. Die Predigten werden nur in deutscher Sprache gehalten. Reichsheim war bis zum Jahre 1862 Muttergemeinde. Unter dem Pfarrer Kleitzar wurde der Pfarrsitz nach Hohenbach übertragen und Reichsheim ist seit dieser Zeit nur eine Filialgemeinde von Hohenbach. Die politische Gemeinde Reichsheim hat 241 Seelen, davon sind 188 deutsch-evangelisch, 10 deutsch-katholisch, 12 Polen und 31 Juden. Im Jahre 1907 sind 2 Familien nach Posen ausgewandert. In Reichsheim besteht eine freiwillige Feuerwehr. Woher der Name Reichsheim stammt, ist leider nicht bekannt.
[Moritz Harlos]
Reichsheim 1908
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New guidelines in case of land sale
Source: Deutsches Volksblatt für Galizien, 14.08.1908, p. 9.
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Ein nachahmenswerter Gemeindebeschluss.
Am 24. Mai laufenden Jahres fand im Schullokal der hiesigen evangelischen Filial- und Schulgemeinde unter dem Vorsitz des hochwürdigen Herrn Pfarrers und Seniors Karl Johann Zipser eine Gemeindeversammlung statt. Gegenstand der Beratung und Beschlussfassung bildete die Frage: Was ist zu tun, damit die Leistungsfähigkeit der ohnehin kleinen, armen und wenig leistungsfähigen Gemeinde durch Auswanderung nicht geschwächt und dauernd gesichert bleibe? Nach eingehender Beleuchtung dieser Frage und eingehender Beratung wurde der Beschluss gefasst: Dass jedes Gemeindeglied, welches seine Grundwirtschaft an einen Andersgläubigen verkaufen wolle, als Entgelt für die bisher zur Kirche und Schule geleisteten Beiträge ein Kapital zurückzulassen habe, durch dessen Interessen die bisherigen Kirchen- und Schulbeiträge von dieser Nummer ihre Deckung finden. Dieser Beschluss wurde im Sinn des § 10 des Allerhöchsten Patentes vom 8. April 1861, R. G. Bl. Nr. 41 der hohen galizischen Statthalterei zur hochgeneigten Genehmigung unterbreitet, damit in dem Fall, als sich ein seinen Besitz an einen Andersgläubigen verkaufendes Gemeindeglied weigern sollte, diesen Betrag der Gemeinde zurückzulassen, dasselbe hierzu in gesetzlicher Weise gezwungen und der Schutz und der Beistand der weltlichen Behörde in Anspruch genommen werden könnte.
[Moritz Harlos]
Reichsheim 1913
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Visit of a hiking group
Source: Deutsches Volksblatt für Galizien, 29.08.1913, p. 4.
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Versammlung.
12 Uhr war es, als die Fußwanderer in der Nacht vom 20. auf den 21. August unsere Siedlung erreichten. Sie hatten gerade einen Weg von etwa 35 Km hinter sich, der namentlich in seinen letzten Partien durch dichten, unwegsamen Wald führte und die meisten der jungen Gäste waren auch ziemlich ermattet. Herr Lehrer Harlos und seine liebe Frau Gemahlin sorgten aber nur zu gut für das leibliche Wohl der Fremden, so dass diese sich gar bald erholten. Abends fand dann, Donnerstag, den 21. August, im Klassenzimmer eine Versammlung statt und ganz Reichsheim konnte, Jung und Alt, in derselben begrüßt werden.
Nachdem Herr Lehrer Harlos die Fußwanderer vorgestellt und begrüßt hatte, nachdem ferner ein Lied gesungen wurde, erteilte er Herrn Hans Koch das Wort. Der Redner wies kurz auf die Bedeutung der Fußwanderungen im Allgemeinen hin, sprach über den Zweck der jetzigen und klärte namentlich über die Arbeit des Bundes auf. Wohl hat die Auswanderung klaffende Lücken in unsere Reihen gerissen, aber von dem großen deutschen Bau, den wir uns in Galizien errichtet haben, seien dadurch nur Dach und First genommen, die Grundmauern und Balken stehen noch da und diese wollen und werden wir nicht nur retten, sondern daran das ganze Gebäude wieder aufrichten. Anschließend an diesen Vortrag sprach Herr Lehrer G. Dümler über Kunstdüngung und gab uns manche praktischen Winke, die wir gut verwerten können.
Einige Mädchen sangen auch 2 in Reichsheim noch erhaltene Volkslieder, die sich die Fußwanderer notierten. Die Männer wieder zeigten auf dem Gebiet der Verbesserung ihrer Äcker einen großen Wissensdurst. Mit dem Kaiserlied und einem Hoch auf unseren Herrscher wurde die schöne Versammlung geschlossen.
Reichsheim 1913
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Wedding of teacher Philipp Machmer and Dorothea Schmidt
Source: Deutsches Volksblatt für Galizien, 07.11.1913, p. 5.
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Hochzeit.
Am 27. Oktober, also am 2. Kirchweihtag laufenden Jahres, fand die Trauung des Herrn Peter Machmer aus Josefow mit der Grundwirtstochter Dorothea Schmidt in Reichsheim statt. Die Braut ist das jüngste Kind des seit 3 Jahren verstorbenen Herrn Johann Schmidt, welcher durch mehrere Jahre hindurch als recht braves und rühriges Gemeindeglied sich eines guten Rufes erfreut hatte. Die Hochzeitsfeier gestaltete sich als ein echt deutsches Fest. Es wurden deutsche Volkslieder gesungen und anstelle der sonst üblichen polnischen oder jüdischen Musik, konzertierten der Ortslehrer auf der Geige und der Grundwirt A. Kurz auf seiner Ziehharmonika. Dafür erhielten die „Freimusikanten”, durch Sammlung für die Bundeskasse, 11,15 Kronen, welcher Betrag bereits seiner Bestimmung zugeführt wurde.
Reichsheim 1915
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The misery of the war
Source: Evangelisches Gemeindeblatt für Galizien und die Bukowina, 01.07.1915, p. 18.
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Große Not.
Gemeindevorsteher F. Müller berichtet: “Wir haben unter der Russenherrschaft sehr gelitten. Wir sind dermaßen ausgeraubt worden, dass wir fast nackt sind. Die Mittel zur Anschaffung von Lebensmitteln und Kleidungsstücken besitzen wir nicht. Die Not ist hier sehr groß…”
Reichsheim 1917
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About the colony
Source: Deutsches Volksblatt für Galizien, 03.05.1917, p. 6.
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Unsere Gemeinde erhält ihre Schule aus eigenen Kosten. Wir sind hier an 200 deutsche Seelen. Die Polen sind meistens Häusler. Da unser Feld meistens reiner Sandboden ist, können wir nur Roggen, Kartoffeln und etwas Hafer anbauen. Etwas besser ist das Feld am Walde, doch da leiden wir viel von den Wildschweinen, die uns zu gern am Aufzehren der Ernte helfen. Es ist zu bedauern, dass wir hier keine Ortsgruppe des Bundes der christlichen Deutschen haben. Auch das Volksblatt wird hier viel zu wenig gelesen, obwohl wir doch, gottlob, Deutsche sind.